Die moderne Krebs-Immuntherapie etabliert sich auch bei den häufigsten Karzinomerkrankungen. Ein Großteil der Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung könnte davon deutlich profitieren. Das hat eine Studie gezeigt, die am ESMO-Asien-Kongress in Singapur vorgestellt worden ist.

Die Immuntherapeutika für Krebsleiden sollen das körpereigene Abwehrsystem wieder in die Lage versetzen, die bösartigen Zellen zu entdecken und zu attackieren. Dabei werden vor allem mit monoklonalen Antikörpern die von den Tumorzellen ausgehenden Bremssignale über die Oberflächenmerkmale PD-1 und PD-L1 ausgeschaltet.

Beim ersten Asien-Kongress der Europäischen Gesellschaft für Medizinische Onkologie (ESMO) zeigte sich jetzt, dass diese Therapie gerade dabei ist, auch bei den häufigsten Krebserkrankungen anzukommen – zum Beispiel beim nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom.

Vergleich zu etablierter Therapie

In der sogenannten Keynote-010-Studie wurde erstmals bei insgesamt fast 900 Patienten mit einem Wirkungsverlust von bereits zwei oder noch mehr medikamentösen Therapien untersucht, ob eine nachfolgende Behandlung mit dem PD-1-Antikörper Pembrolizumab einen Vorteil im Vergleich zu dem in einer solchen Situation sonst häufig verwendeten alten Chemotherapeutikum Docetaxel (ein "Taxan") bringt.

Die Ergebnisse aus der internationalen Studie sprechen für die breite Anwendung des Immuntherapeutikums: Unter der Behandlung mit dem Taxan betrug die durchschnittliche Überlebenszeit der Patienten mit fortgeschrittener und nur noch schlecht behandelbarer Erkrankung im Durchschnitt 8,2 Monate, je nach Pembrolizumab-Dosis lag sie hingegen bei 14,9 bis 17,3 Monate.

Eine positive Wirkung trat bei faktisch allen Patienten auf, bei denen molekularbiologisch – wenn auch nur gering – per Laboruntersuchung gezeigt werden konnte, dass die Tumorzellen auf eine solche Therapie ansprechen könnten.

Fokussiert auf Mutationen

Auch auf einem bereits in der Onkologie vor einigen Jahren etablierten Gebiet – bei der zielgerichteten Krebstherapie – gibt es Fortschritte: Zwölf bis 15 Prozent der Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom in Österreich und rund 50 Prozent im Fernen Osten weisen Tumore auf, welche Mutationen im Rezeptor für den Wachstumsfaktor EGF haben.

Vor Jahren wurde mit Gefitinib eines der ersten Medikamente entwickelt, das diesen Signalweg hemmt. Jetzt gibt es mit Substanzen wie Afatinib neuere Arzneimittel mit diesem Wirkmechanismus.

In einer südkoreanischen Studie wurde die Wirkung von Gefitinib und Afatinib bei 319 Patienten verglichen. Dabei zeigte sich eine Steigerung des Anteils der Patienten, die nach 18 Monaten noch lebten, von 15 auf 27 Prozent, nach 24 Monaten von acht auf 18 Prozent. Beides war statistisch signifikant. Diese Studienergebnisse könnten speziell im Fernen Osten von großer Bedeutung sein, weil dort viel mehr Menschen mit einem Lungenkarzinom EGF-Rezeptor-Mutationen als im Westen aufweisen. (APA, 21.12.2015)