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Für Dienstag ruft die Gewerkschaft zu einer Betriebsversammlung in Wien.

Foto: REUTERS / Heinz-Peter Bader

Wien – Wenige Tage vor Weihnachten gibt es eine weitere unerfreuliche Botschaft für Mitarbeiter der Zielpunkt-Mutter Pfeiffer. Die Sozialplanverhandlungen für 209 betroffene Arbeiternehmer der Pfeiffer Logistik und der Pfeiffer Holding stecken in der Sackgasse. Die Gewerkschaften Vida und GPA-djp erklären sie gar für gescheitert.

"Die Pfeiffer-Geschäftsführung hat uns 1,8 Millionen Euro angeboten. Die Summe liegt deutlich unter unseren Forderungen. Damit können soziale Härtefälle nicht abgefedert werden", sagt Andreas Gollner, Fachsekretär für den Bereich Dienstleistungen in der Gewerkschaft Vida. Außerdem sei es mit dem Betrag ganz und gar unmöglich, eine Arbeitnehmerstiftung zur Umschulung von Mitarbeitern einzurichten. "Daher war eine Weiterführung der Verhandlungen nicht möglich", so Gollner.

Logistik hängt in der Luft

181 Mitarbeiter sind in der Pfeiffer Logistik am Standort Wien beschäftigt und gemeinsam mit einigen Holding-Mitarbeitern im Logistikzentrum in Liesing stationiert. Dass nach der Pleite der Supermarktkette Zielpunkt auch das Lager des Mutterkonzerns vor dem Aus steht, zeichnete sich bereits Anfang Dezember ab. Die betroffenen Mitarbeiter wurden beim Arbeitsmarktservice angemeldet. Welche Summe genau für einen "ordentlichen Sozialplan" vonnöten wäre, könne man gar nicht sagen, "weil wir unzureichende Informationen von Pfeiffer bekamen. Klar ist, das reicht nicht", sagt Gollner.

Allein was die Einrichtung einer Arbeitsstiftung betreffe, wären 8.200 Euro pro Beschäftigten in Wien erforderlich. Bei Pfeiffer hingegen ortet man mangelndes Augenmaß seitens der Gewerkschaft. "Einerseits geht es natürlich um die Abfederung sozialer Härten. Aber es geht auch um das wirtschaftliche Überleben des Unternehmens", so Martin Etzlstorfer von der Pfeiffer Logistik. Die Forderung der Gewerkschaft, sieben Millionen Euro bereitzustellen, sei unrealistisch und überzogen. Die Pfeiffer Logistik hätte heuer ein Geschäftsergebnis von minus 1,3 Millionen Euro ausgewiesen und sei "schlicht nicht in der Lage, die Summe aufzubringen".

Mangelnde Fairness

Bei der Gewerkschaft hingegen lässt man eine weitere Gelegenheit nicht aus, Unternehmenschef Georg Pfeiffer mangelnde Fairness vorzuwerfen. Gollner ortet Unwillen, eine ordentliche Lösung im Sinne der betroffenen Beschäftigten auf die Beine zu stellen. Ob und wann das Lager komplett schließt, ist aber ohnedies noch offen. "Wir haben Interessenten, die möglicherweise auch dort Beschäftigte übernehmen werden", so Etzlstorfer. Im Gegensatz zu den Zielpunkt-Mitarbeitern bekommen die in der Pfeiffer Logistik Beschäftigten bis zur Lagerschließung ihre Löhne und damit auch das Weihnachtsgeld ausbezahlt.

Die Gewerkschaften wollen nun die Schlichtungsstelle beim Arbeits- und Sozialgericht anrufen. Noch vor Weihnachten. "Wir scheuen das Urteil der Schlichtungsstelle nicht", heißt es bei Pfeiffer. Lieber hätte man sich aber am Verhandlungstisch geeinigt. Einen ersten Verhandlungstag erwartet Gewerkschafter Gollner ohnedies erst im Jänner. "Für ein Weihnachtswunder in Form eines aufgebesserten Angebots sind wir offen."

Entscheidung über Filialen

Schicksalstage sind auch für viele Zielpunkt-Mitarbeiter: Masseverwalter Georg Freimüller entscheidet noch in der Weihnachtswoche, wie es mit den österreichweit 229 Filialen weitergeht. Zahlreiche Unternehmen aus diversen Branchen haben Interesse angemeldet, manche steigen angesichts der erwarteten Konkurrenz – alle Lebensmittelriesen hatten bereits im Voraus ihr Interesse bekundet – bereits im Vorfeld aus. "Wir sind in der ersten Runde mit großer Wahrscheinlichkeit nicht dabei, da die großen Lebensmittelketten die Preise vermutlich sehr in die Höhe treiben werden", heißt es etwa seitens des stark expandierenden oberösterreichischen Bekleidungshändlers Fussl Modestraße.

Bis Montagabend konnten konkrete Angebote abgegeben werden. Schon am Dienstag findet eine Gläubigerausschusssitzung statt, bei der nicht nur die Offerte sondiert werden, sondern bereits entschieden wird, was mit den Standorten passiert. Filialen, für die sich keine Käufer finden, sperren gegen Jahresende zu. (rebu, 21.12.2015)