Athen – Aus Protest gegen die geplante Privatisierung der zwei wichtigsten griechischen Häfen von Piräus und Thessaloniki streiken die griechischen Hafenarbeiter. Sie traten am Montag für 24 Stunden in den Ausstand. Davon war vor allem die Handelsschifffahrt betroffen, berichtete das Staatsradio.
Frachter und Tanker konnten in den beiden großen griechischen Häfen weder beladen werden noch ihre Fracht löschen. Der Fährverkehr verlief dagegen normal. Auch die Eisenbahner und Metro-Angestellten legten die Arbeit nieder. Hafenarbeiter und Eisenbahner protestierten im Zentrum Athens gegen die geplanten Privatisierungen.
Gegen "Ausverkauf"
"Wir werden den Ausverkauf der Häfen nicht erlauben", sagte der Präsident der Gewerkschaft der Hafenarbeiter, Giorgos Georgakopoulos, im griechischen Fernsehen. Der griechische Privatisierungsfonds (Taiped) will einen Anteil am Hafen von Piräus von 67 Prozent verpachten. Allein dadurch könnte der Staat mehr als 350 Mio. Euro kassieren. Weitere 350 Mio. Euro sollen in Investitionen für den Hafen fließen. Das größte Interesse hat nach Informationen der Finanzpresse bisher das chinesische Transportunternehmen Cosco gezeigt, das bereits einen Teil des Hafens gepachtet hat. Auch große Teile des Hafens der nordgriechischen Stadt Thessaloniki sollen privatisiert werden.
Probleme gab es auch im Bereich Schienenverkehr. Die Eisenbahner der staatlichen Bahnen (Trainose) legten am Montag die Arbeit für drei Stunden nieder. Es kam zu erheblichen Verspätungen und Annullierungen. Am Abend wollten auch die Angestellten der Athener Metro die Arbeit für drei Stunden niederlegen. Die Gewerkschaften der Eisenbahner sperren sich gegen die geplante Privatisierung ihrer Unternehmen. Die Metro-Angestellten fordern mehr Personal.
Neue Griechenland-Milliarde
Der Euro-Rettungsschirm ESM könnte indes noch vor Weihnachten über die Auszahlung einer Kreditrate an Griechenland von einer Milliarde Euro entscheiden. Die Überprüfung von Zusagen der griechischen Regierung laufe aber noch, sagte eine Sprecherin der EU-Kommission am Montag in Brüssel. Einen genauen Termin für die erwartete ESM-Entscheidung nannte sie nicht.
Für die Auszahlung musste Athen ein Reformpaket erfüllen – dazu gehört auch eine neue unabhängige Einrichtung zur Privatisierung von staatlichem Vermögen. Das im Sommer aufgelegte dritte Rettungspaket für das Krisenland hat einen Umfang von bis zu 86 Milliarden Euro. (APA/dpa, 21.12.2015)