Bei dem Referendum am Sonntag in Slowenien ging es dem Text nach um die "Ehe für alle" jenseits des Geschlechts. Politisch betrachtet, war es aber ein Stimmungstest über die "Anderen" in dem Land. Die politische Rechte – allen voran die konservative SDS von Expremier Janez Jansa – profitiert enorm von der Flüchtlingskrise und setzt die liberale Regierung mit Miro Cerar an der Spitze gehörig unter Druck. Gemeinsam mit konservativen Katholiken mobilisierte die SDS gegen die Homo-Ehe.

Die Zuneigung für alle möglichen "Anderen" schwindet zurzeit in Slowenien – in erster Linie geht es gegen die Migranten, die Tag für Tag zu Tausenden durchreisen. Slowenien ist das kleinste Land auf der Route, und deshalb ist auch die Überforderung am größten. Das alles hat eigentlich nichts mit den Homosexuellen zu tun. "Aber die Flüchtlingskrise hat das Unbehagen in Identitätsfragen beeinflusst," erklärt der Politologe Marko Lovec; das habe "die Traditionalisten bestärkt".

Die Regierung hat sich aus lauter Angst vor der Rechten nicht einmal mehr getraut, die Homo-Ehe zu unterstützen. Die Liberalen sind enttäuscht – genauso wie die Linken, weil die Regierung einen Zaun bauen lässt. Cerar wurde sich selbst untreu. Fairerweise muss man sagen, dass die Koalition in diese Krise schlitterte, weil Ungarn die Grenze schloss. Und anders als in Deutschland kann man in Slowenien mit dem Flüchtlingsthema einfach nicht punkten. (Adelheid Wölfl, 21.12.2015)