Teufelsaustreibung. Wir schreiben das Jahr 2015, und in Warschau führte ein polnischer Priester vor dem Redaktionsgebäude der linksliberalen Gazeta Wyborcza einen Exorzismus durch – umringt von Mitgliedern nationalkonservativer Gruppen aus dem Umfeld der rechtsnationalistisch-katholischen Partei, die nun in Polen herrscht und das Land in ein illiberal-autoritäres Regime umbauen will. Die Aktion war Abschluss eines Protestmarschs gegen "Lügen der Medien". Die Teilnehmer zogen hinter einer Ikone der Jungfrau Maria vor das Gebäude.

Finsteres Mittelalter am Beginn des 21. Jahrhunderts. Was sagen die polnischen Bischöfe, was sagt Papst Franziskus dazu?

Die katholische Kirche war eine ganz große Triebkraft der Überwindung des Kommunismus in Polen, damals hatten aber auch katholische Intellektuelle eine wichtige Rolle. Jetzt sind klerikalfaschistische Tendenzen, begleitet von einem fiebrig-ungesunden Marien-Kult, massiv im Vormarsch.

Dabei ist die wirtschaftliche Lage Polens sehr gut. Warum wählen die Polen dann solche Retropolitik? Angst vor dem Verlust des Erreichten – und Gräuelpropaganda gegen (nichtexistente) Flüchtlinge, lautet eine Erklärung.

Wahlsieger Jaroslaw Kaczynski hatte von "Ruhr in Wien und Cholera auf griechischen Inseln" gelogen. Es wird derzeit in Europa den Menschen Angst gemacht. In Polen hat das glänzend funktioniert. (Hans Rauscher, 21.12.2015)