Die Managergehälter in staatsnahen Unternehmen.

Wien – Verdient der Kanzler zu wenig? Oder cashen die Vorstände von Staatsbetrieben zu viel ab? Oder hat das eine nichts mit dem anderen zu tun? Diese Frage stellt sich regelmäßig, wenn der Rechnungshof die Bezüge von Topmanagern in öffentlichen Betrieben in Relation zum Gehalt des Regierungschefs setzt. Letzterer kommt auf einen Jahresbezug von 295.393 Euro. 74 Vorstände oder Geschäftsführer von Staatsbetrieben haben eine höhere Summe auf ihrem Gehaltszettel stehen.

Dabei sind hier viele Betriebe gar nicht inkludiert, weil der Rechnungshof nur Unternehmen analysiert, die zu mehr als 50 Prozent von der öffentlichen Hand kontrolliert werden. OMV, Telekom und einige Landesversorger sind so nicht mit von der Partie.

Konzentration auf wenige Unternehmen

Wie auch immer man zu diesen Vergleichen stehen mag: Auffällig ist die Konzentration einiger weniger Betriebe auf den vorderen Gagen-Plätzen. Die ÖBB bringt es – Tochtergesellschaften inklusive – auf 18 Manager, die mehr als Werner Faymann verdienen. Der Stromkonzern Verbund hat immerhin noch zwölf Personen im Sold stehen, der über dem Kanzlersalär liegt. Und auch marode Staatsbanken halten sich Vorstände, die besser verdienen als der Regierungschef.

Kaum übersehbar dabei ist, dass sich die Verschachtelung einiger öffentlicher Konzerne – rein zufällig – äußerst förderlich auf die Gagen auswirkt. Wieder am Beispiel ÖBB: Der Postbus fungiert als Tochter der ÖBB Personenverkehr AG. In der "Enkel-Gesellschaft" kommen die beiden Geschäftsführer immer noch auf 249.900 Euro Jahresgehalt. Mit der ÖBB Personenverkehr AG können die Buschefs aber nicht mithalten, wird doch dort jedes der beiden Vorstandsmitglieder mit 355.500 Euro entlohnt.

Verdienen im Verbund

An der Spitze des Konzerns, in der ÖBB Holding, kamen drei Vorstandsmitglieder 2014 auf durchschnittlich 582.000 Euro Gage. 31 Vorstände und Geschäftsführer der Bahn erhielten im Schnitt 307.400 Euro. Verglichen mit dem Jahr 2011 entspricht das einem Plus von 43,6 Prozent. Die Bahnbediensteten kamen im gleichen Zeitraum auf eine Steigerung von 10,9 Prozent.

Nicht viel anders sieht es beim Verbund aus, bei dem die vier Vorstände der Dachgesellschaft mit durchschnittlich einer Million Euro auf Platz zwei hinter ihren Kollegen in der Post liegen. Auch in drei Tochtergesellschaften betragen die Bezüge der Topmanager mehr als 300.000 Euro.

Tiefe Einblicke gewähren auch die Relationen zwischen Einkommen der Chefs und der Mitarbeiter. Vorstandsmitglieder und Geschäftsführer in öffentlichen Betrieben verdienen das Vierfache der Belegschaft, 2012 betrug dieser Faktor noch 3,7. Dass die Kluft größer geworden ist, liegt an den höheren Zuwächsen der Führungskräfte in den letzten Jahren. Das Plus seit 2011 fiel mit 15,3 Prozent doppelt so hoch aus wie jenes des einfachen Personals in den Staatsbetrieben.

Frauenanteil steigt

Der Frauenanteil in den Vorstandsetagen hat sich leicht auf 20,3 Prozent verbessert. Von den Aufsichtsräten sind 25,9 Prozent weiblich – ebenfalls eine kleine Steigerung. Topmanagerinnen verdienen mit 160.645 Euro nur rund 73 Prozent des Salärs ihrer männlichen Kollegen (219.742 Euro). Das stellt eine deutliche Verschlechterung dar: 2012 machten die Gehälter weiblicher Vorstandsmitglieder noch gut 81 Prozent aus.

Nicht nur in der Wirtschaft, auch in der Kultur kann man besser verdienen als der Kanzler. So etwa beim Burgtheater (385.800 Euro) und bei den Salzburger Festspielen (296.000 Euro). In die Nähe von Werner Faymann kommen auch einige Rektoren, wie beispielsweise an technischen Universitäten. (Andreas Schnauder, 22.12.2015)