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Am 27. Juli 2015 starb das Nördliche Breitmaulnashorn Nabiré im tschechischen Zoo Dvůr Králové.

Foto: AP Photo/Petr David Josek

Berlin/Wien – Ein internationales Konsortium, dem der Tiergarten Schönbrunn angehört, will nun erstmals mithilfe von Stammzellen das Nördliche Breitmaulnashorn retten. Nachdem zwei der extrem seltenen Tiere heuer in Zoos gestorben sind, gibt es weltweit nur noch drei Exemplare der Unterart Ceratotherium simum cottoni.

An dem Rettungsplan sind unter der Leitung des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin (IZW) neben dem Tiergarten Schönbrunn die Zoos in San Diego (USA) und Dvůr Králové (Tschechien) beteiligt. In den beiden letztgenannten Tiergärten ist heuer jeweils eines der Breitmaulnashörner gestorben. Die letzten drei Tiere, ein Männchen und zwei Weibchen, leben derzeit in einem Reservat in Kenia. Ihr Alter sowie Schwierigkeiten bei der Reproduktion machen nach Angaben der Experten eine Vermehrung auf natürlichem Wege unwahrscheinlich.

Reprogrammierte Hautzellen

Die Forscher beabsichtigen deshalb, die Nashörner mithilfe von natürlichen Keimzellen der letzten lebenden Individuen sowie induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS) zu vermehren. Die iPS-Zellen entstehen aus rückprogrammierten Körperzellen, etwa der Haut. Dafür könnte auch Erbinformation (DNA) von einem Dutzend Individuen des Nördlichen Breitmaulnashorns genutzt werden, die in Genbanken in Berlin und San Diego aufbewahrt wird.

Die Wissenschafter hoffen, diese iPS-Zellen gezielt in Keimzellen ausreifen zu lassen. Sollte alles nach Plan verlaufen, können diese anschließend nach der künstlichen Befruchtung in eine Leihmutter eingebracht werden. Dafür könnten Südliche Breitmaulnashörner eingesetzt werden.

Bahnbrechende Versuche

Der erstmalige Einsatz der Stammzellentechnologie für den Artenschutz sei "bahnbrechend", heißt es in einer Aussendung des Leibniz-Instituts. Bei einem Expertentreffen Anfang Dezember in Wien seien Wissenschafter zum Schluss gekommen, dass eine Rettung des Nördlichen Breitmaulnashorns nur noch durch den Einsatz von zellulären Techniken möglich ist.

Als beispielgebend gilt dabei die Arbeit des japanischen Stammzellforschers Katsuhiko Hayashi von der Kyushu Universität, der aus einfachen Hautzellen bereits ganze Mäuse hat wachsen lassen. Die Wissenschafter wollen nun dieses Erfolgsmodell auf das Nördliche Breitmaulnashorn übertragen. (APA, red, 22.12.2015)