Linz/Wien – Oberösterreich hat als erstes Bundesland die Finanzierung der verpflichtenden sechsmonatigen Lehrpraxis während der Ausbildung der Allgemeinmediziner fixiert. Land und OÖGKK einigten sich auf einen Finanzierungsschlüssel von 30 zu 70, informierten Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP), OÖGKK-Obmann Albert Maringer und oö. Ärztekammerpräsident Peter Niedermoser am Dienstag in Linz.

Land zahlt 300.000 Euro

40 Ausbildungsplätze seien damit in OÖ garantiert. Die Kosten liegen bei rund 920.000 Euro, wovon gut 300.000 Euro das Land übernimmt und den Rest die Krankenkasse. Bereits Ende November hatten die Gesundheitsreferenten bei ihrer Konferenz in Bad Hall beschlossen, sich an der Finanzierung zu beteiligen, um den Bund zu entlasten und "die Blockade bei diesem Thema zu lösen", stellte Pühringer bei einer Pressekonferenz fest.

In Oberösterreich ist dies jetzt gelungen, generell stehe jedoch der Anteil der Krankenkassen noch nicht fest, hatte Maringer, auch Vorsitzender des Krankenversicherungsausschusses im Hauptverband, noch Dienstag früh im Ö1-"Morgenjournal" gemeint. Er rechne aber damit, dass bis spätestens 30. Juni 2016 die Vereinbarung mit der Ärztekammer abgeschlossen sei.

Niedermoser sieht in der schnellen Einigung in Oberösterreich vor allem für die angehenden Mediziner eine große Verbesserung. Bis März 2016 müssen sich die ersten Studierenden nach der neuen Ärzteausbildungsordnung entschieden haben, ob sie nach dem Turnus ein Ausbildung zum Facharzt oder jene zum Allgemeinmediziner antreten wollen. Mit der Fixierung der Lehrpraxen sei eine Gleichstellung der Entlohnung für Lehrpraktikanten und Assistenzärzte gesichert, erklärte der Ärztekammerpräsident.

Neuer hausärztlicher Nachtdienst

Ebenfalls geeinigt hat man sich in Oberösterreich auch auf einen geänderten hausärztlichen Nachtdienst. So werden die Bezirke größer und statt einer Leistungsvergütung wird es eine Pauschale geben. Neu ist auch, dass das Rote Kreuz die Allgemeinärzte zu den Patienten bringt. Fast flächendeckend werde dieser Fahrdienst künftig in Anspruch genommen, meinte Rot-Kreuz-Präsident Walter Aichinger bei der Pressekonferenz. Zudem wurde die Struktur der Kommunikation zwischen Patienten und Arzt vereinheitlicht. Zentrale Anlaufstelle bei jeder Art von Notdiensten ist das Rote Kreuz unter der Nummer 141.

Mit den am Dienstag präsentierten Vereinbarungen hofft Pühringer, den "Beruf des Haus- oder Landarztes wieder attraktiver zu machen".

Allgemeinmediziner sollen künftig nicht nur in Spitälern, sondern auch in Lehrpraxen (sechs Monate) ausgebildet werden. Das wird laut Gesundheitsministerium jährlich rund zehn Millionen Euro kosten. Über die Aufteilung wird seit längerem verhandelt, und langsam kommt Bewegung in die Sache: Nach der Zusage der Länder, 30 Prozent zu übernehmen, bekundete nun die Sozialversicherung ihre prinzipielle Bereitschaft.

Gesundheitsministerium optimistisch

Das Gesundheitsministerium sieht mit der Zusage von Ländern und Sozialversicherung die Lehrpraxen-Finanzierung so gut wie gesichert. Jetzt seien nur noch Details auszuverhandeln, erklärte Sektionschef Clemens Martin Auer am Dienstag im Gespräch mit der APA.

Bisher habe der Bund für Lehrpraxen rund eine Million Euro jährlich budgetiert. Diesen Beitrag werde man auch weiter leisten, aber mit dem für die neue Ärzteausbildung nötigen Ausbau auf 400 bis 500 Lehrpraxen österreichweit – mit Kosten von rund zehn Mio. Euro – seien auch die Länder und die Sozialversicherung gefordert. Die Ärzte, bei denen junge Allgemeinmediziner ausgebildet werden, hätten schon bisher eine Abgeltung geleistet.

Dazu ist der Chef der Bundessektion Allgemeinmediziner in der Ärztekammer, Gert Wiegele, aber nicht bereit: Die Lehrpraxisinhaber müssten ohnehin schon ihre Kollegen ausbilden, dann sollten sie nicht auch noch dafür zahlen müssen, meinte er im Ö1-"Mittagsjournal". Er sieht "die Allgemeinheit" in der Pflicht, diesen Teil der Arztausbildung zu finanzieren.

Vorarlberger Vorbild

Für Auer ist mit der Festlegung von Ländern und Sozialversicherung die Frage der Finanzierung "mehr oder weniger erledigt". Fixiert werden müssten noch Details. Für praktikabel erachtet er das "Best-Practice-Modell" in Vorarlberg: Dort bleiben Turnusärzte beim Krankenanstaltenträger angestellt, auch wenn sie einen Teil der Ausbildung beim niedergelassenen Arzt absolvieren. Der Krankenanstaltenträger bezahlt sie auch und bekommt die Kosten refundiert – von Bund, Land, Sozialversicherung und dem Arzt.

Mit der neuen Ärzteausbildung ist für Allgemeinmediziner neben der Ausbildung im Spital auch eine sechsmonatige Lehrpraxis bei einem niedergelassenen Arzt vorgeschrieben. Das ist laut Auer auch eine sehr wichtige Maßnahme, um die Allgemeinmedizin attraktiver zu machen. (APA, 22.12.2015)