Ankara – Die Türkei hat Russland für den ihm zugeschriebenen Angriff auf die syrische Rebellenhochburg Idlib heftig kritisiert. Das syrische Staatsgebiet dürfe nicht Teil "russischer imperialistischer Ziele" werden, sagte Ministerpräsident Ahmet Davutoglu am Dienstag vor Abgeordneten der regierenden AK-Partei.
Bei dem Angriff am Wochenende waren nach Angaben von Rettungskräften und Anwohnern, die sich unabhängig nicht bestätigen ließen, Dutzende Menschen getötet worden. Die mindestens sechs Luftschläge, die Anwohnern zufolge von russischen Kampfjets ausgeführt wurden, trafen demnach einen gut besuchten Markt im Zentrum, zahlreiche Regierungsgebäude und Wohnviertel.
Seit Flugzeugcrash dramatische Wende
Die Beziehungen zwischen den Regierungen in Moskau und Ankara sind seit dem türkischen Abschuss eines russischen Kampfflugzeugs im Grenzgebiet zu Syrien auf einem Tiefpunkt. Russland unterstützt mit Luftangriffen den syrischen Präsidenten Bashar al-Assad, für den der Verlust der nordwestlichen Provinz Idlib an die Rebellen ein herber Rückschlag war. Nach russischer Darstellung sollen die Luftangriffe vornehmlich die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) treffen. Kritiker werfen Russland allerdings vor, auch andere Rebellengruppen zu bekämpfen und durch wahllose Bombardierungen zahlreiche zivile Opfer zu verursachen.
Mit Verweis auf die türkische Truppenpräsenz im Nordirak sagte Davutoglu, die militärische Unterstützung dort werde fortgesetzt, bis die Stadt Mossul vom IS befreit sei. Die Stationierung hatte für Verstimmungen mit der irakischen Regierung gesorgt. Als Reaktion darauf zog die Türkei einen Teil der Soldaten ab.
Syrischer Außenminister in Peking
Syriens Außenminister Walid al-Mualem reist indes nach chinesischen Angaben noch in dieser Woche nach Peking, um Möglichkeiten einer politischen Lösung des Konflikts in seiner Heimat auszuloten. Al-Mualem werde von Mittwoch bis Samstag im Lande sein und unter anderem mit seinem chinesischen Kollegen Wang Yi zusammenkommen, kündigte Ministeriumssprecher Hong Lei am Dienstag an. Wang hatte nach Verabschiedung der UN-Syrien-Resolution Vertreter der syrischen Regierung und der Opposition zu Gesprächen eingeladen, um Wege aus dem Konflikt zu erörtern. (Reuters, 22.12.2015)