El Niño und seine Auswirkungen setzen den Fischern von Peru dieser Tage heftig zu. Bei dem Klimaphänomen, dessen Maximum für die kommenden Wochen erwartet wird, verdrängt warmes Oberflächenwasser des Pazifik das kalte und nährstoffreiche Auftriebswasser vor der peruanischen Küste – und damit auch die Fische. Ein aktuelles Video zeigt eindringlich, womit es die Peruaner zu tun haben.

Die mit El Niño verbundene Meeresspiegeländerung kann vom Satelliten aus mit Radarhöhenmessung beobachtet werden. Tilo Schöne vom Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ hat nun aus den Daten des Satelliten Jason-2 eine Animation der zeitlichen Änderungen des Meeresspiegels im Pazifik erstellt, in der man das Klimaphänomen deutlich erkennt. Alle zehn Tage erfolgt eine Zusammensetzung der Radarmessungen zu einem neuen Bild. Die Filmsequenz ist also eine Zeitrafferaufnahme des pazifischen Meeresspiegels von Januar bis Dezember 2015.

Animation: T. Schöne, Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ

Zu Beginn dieses Jahres zeigt sich der Pazifik ungefähr so, wie es dem langjährigen Mittel entspricht. Seit der Jahresmitte baut sich aber langsam ein Meeresspiegelanstieg auf, der vor allem temperaturbedingt ist: das Meerwasser dehnt sich aufgrund seiner angestiegenen Temperaturen im mittleren bis östlichen Pazifik aus. In der Animation erscheint dieses rot.

Am Ende des Films, im Dezember 2015, zeigt sich die aktuelle Situation im mittleren und östlichen Pazifik mit einem über 40 Zentimeter gegenüber dem dem langjährigen Mittel erhöhten Meeresspiegel. Das Maximum des diesjährigen El Niño wird für Januar/Februar 2016 erwartet.

El Niño ist das wohl am besten bekannte natürliche Klimaphänomen. Im "Normalzustand" der atmosphärischen Zirkulation am pazifischen Äquator blasen der Nordost- und der Südostpassat einen Warmwasserberg im mittleren Pazifik zusammen, wodurch das kalte Auftriebswasser des Humboldtstroms vor Südamerika bis an die Oberfläche kommen kann. Für nahrungssuchende Fische ist das ideal, für die Fischer also auch.

Zusammenbruch der Passatwinde

Wenn nun, aus bisher immer noch nicht vollständig geklärten Gründen, die Passatwinde zusammenbrechen, schwappt der benannte Warmwasserberg ostwärts, bis vor die amerikanischen Westküsten. Das geschieht in unregelmäßigen Rhythmen alle drei bis sieben Jahre und erreicht seinen Höhepunkt um Weihnachten. Daher tauften die peruanischen Fischer diese Klimaschwankung "El Niño", das Christkind.

El Niño hat weitreichende Auswirkungen. Starkregen, Überschwemmungen und hohen Meerwassertemperaturen im Ostpazifik entsprechen im extreme Trockenheit und Waldbrände in Indonesien und Australien. Auch in der Antarktis finden sich Kopplungen mit El Niño: in El Niño-Jahren findet sich erhöhter Niederschlag in der Westantarktis und unterdurchschnittlicher Schneefall auf der Antarktischen Halbinsel. Und Kalifornien kann auf den dringend benötigten Regen hoffen. (red, 24.12.2015)