Ob Einwandererkinder von der robotischen Unterstützung durch Nao profitieren können, wollen Forscher der Uni Bielefeld herausfinden.

Foto: CITEC/Universität Bielefeld

Bielefeld – Humanoide Roboter könnten künftig in Deutschland Einwandererkindern beim Deutschlernen helfen. Forscher der Universität Bielefeld wollen in den kommenden drei Jahren testen, ob sich Maschinen mit menschlichen Zügen als Sprachtrainer für Vier- bis Fünfjährige bewähren.

Zum Einsatz kommen soll das Roboterkind "Nao", ein knapp 60 Zentimeter großer Roboter eines französischen Herstellers. Er verfügt über Kameras und Mikrofone und ist daher in der Lage mit seiner Umwelt zu kommunizieren.

"Jedes Kind einzeln in einer Zweitsprache zu unterrichten, das können Kindertagesstätten gewöhnlich nicht leisten. Roboter können die zusätzliche Leistung anbieten", beschreibt Stefan Kopp, ein Experte für künstliche Intelligenz an der Universität Bielefeld, die Motivation hinter dem im Jänner beginnenden Forschungsprojekt. Der niedliche Roboter könne dabei motivierend auf die Kinder wirken und spielerisch einfache Sprachkenntnisse wie Zahlen oder Präpositionen vermitteln. Durch die Sprachkurse soll "Nao" mit Hilfe von Übungen und simplen Bildergeschichten auf einem Tablet-PC führen.

"Nao" soll auf Lernfortschritte reagieren

Die Wissenschafter wollen "Nao" beibringen, die Stimmungslage und Lernfortschritte der Kinder zu erkennen, so dass er darauf reagieren kann. "Wir programmieren den Roboter so, dass er die Interaktion mit dem Kind steuern kann, so dass das Kind möglichst gut unterstützt wird", erklärte Kirsten Bergmann, eine Mitarbeiterin der Forschungsgruppe.

Wie gut sich die soziale Maschine als Sprachtutor anstellen wird, sei noch offen, sagt Kopp. Bevor der Roboter in frühestens eineinhalb Jahren in Kinderbetreuungsstätten zum Testeinsatz komme, betrachten die Wissenschafter zunächst genauer, wie Lernsituationen zwischen menschlichen Lehrern und ihren Schülern ablaufen. Aus diesen Erkenntnissen wollen sie ableiten, wie man den Roboter zu einem aufmerksamen Lehrer machen kann.

An dem Projekt forschen auch Wissenschafter der niederländischen Universitäten in Utrecht und Tilburg sowie der britischen Universität Plymouth und der Hochschule im türkischen Koc mit. Roboter in Bildungseinrichtungen sind grundsätzlich nicht gänzlich neu. In den USA werden nach Unternehmensangaben sogenannte Telepräsenzroboter eingesetzt, um Vertretungsunterricht mit virtuellen Lehrern zu organisieren. Die Roboter sehen aus wie Segways mit aufgesetztem iPad und ermöglichen unter anderem Videokonferenzen. (APA, red, 22.12.2015)