Bild nicht mehr verfügbar.

Die Falcon 9 brachte mehrere Satelliten ins All. Spektakulär war aber vor allem ihre Rückkehr.

Foto: AP/Shortt

Cape Canaveral – Firmengründer Elon Musk realisierte als einer der Letzten, was seinem Unternehmen SpaceX da soeben gelungen war. Um kurz vor halb neun Uhr abends Ortszeit startet die Falcon-9-Weltraumrakete von der Air Force Station in Cape Canaveral, Florida. An diesem Abend sollte der von SpaceX gebaute Flugkörper elf kommerzielle Satelliten in die Erdumlaufbahn bringen. Rund 10 Minuten nach dem Start der Falcon folgte aber die eigentliche Sensation des Tages.

Die unterste Stufe der Trägerrakete drehte im Flug um und kehrte zurück zum Startplatz, um aufrecht und heil in Cape Canaveral zu landen. Das ist eine Premiere, da Trägerraketen nach Start und Flug bisher stets abstürzten und dabei zerstört worden sind.

Doch der 44-jährige Musk dachte zunächst, die Mission sei gescheitert, wie er später Journalisten erzählte. Der Unternehmer war selbst in Florida. Wegen des ohrenbetäubenden Lärms, der von den Triebwerken der rückkehrenden Rakete ausging, dachte er, die Falcon 9 wäre bei der Landung explodiert. Erst als er über Funk die "USA, USA"-Rufe seiner Mitarbeiter im Kontrollzentrum wahrnahm, sei ihm klargeworden, dass die Landung geglückt ist.

Die Mission von SpaceX sorgte am Dienstag für jede Menge Schlagzeilen. Aber welche Ziele verfolgt Musk mit dem Projekt, und ist ihm wirklich, wie er schwärmerisch sagte, ein "revolutionärer" Schritt gelungen?

Weltraum als Leidenschaft ...

Der in Südafrika geborene Musk, der in Kanada Physik und Wirtschaft studierte, war Mitgründer des Online-Bezahldienstes Paypal. 2002 verkaufte er ihn für rund 160 Millionen Dollar an Ebay. Den Gewinn nutzte er, um seinen neuen unternehmerischen Leidenschaften zu frönen.

Musk war einer der Mitbegründer des Elektroautoherstellers Tesla im Jahr 2003. Ein Jahr davor hatte er SpaceX aus der Taufe gehoben. Längerfristiges Ziel des Unternehmens ist es, das "multiplanetare Leben" der Menschen zu fördern, wie es in einem Werbefilm auf der Konzernwebsite heißt. Kurzfristig verfolgt man bei der Firma mit Sitz im kalifornischen Hawthorne, in der Rocket Road, aber weit weniger futuristische Ziele.

SpaceX hat sich als ernstzunehmender Wettbewerber in der kommerziellen Raumfahrt etabliert. Bereits 2008 beauftragte die Nasa das Unternehmen damit, Versorgungsflüge zur ISS durchzuführen, vier Jahre später gelang SpaceX die erste Mission zur ISS mit einer Dragon-Rakete. Das kalifornische Unternehmen bietet aber auch seine Dienste bei der Beförderung von Satelliten ins All an. Dabei ist ein scharfer Kostenwettbewerb im Gang, bei dem die USA die Nase vorn hatten, sagt Andreas Geisler, der Chef der österreichischen Agentur für Luft- und Raumfahrt.

... und Profitquelle

Während ein Raketenstart bei Arianespace, dem größten privaten Anbieter in Europa, rund 140 Millionen Euro kostet, seien die Starts bei SpaceX deutlich günstiger zu haben. Verantwortlich dafür ist laut Geisler ein Ursachenmix. Die technologisch gereiftere Bauweise der US-Raketen erlaube günstigere Starts. SpaceX profitiere aber auch vom Know-how ehemaliger Nasa-Mitarbeiter.

Um den Anschluss nicht zu verlieren, haben die Europäer entschieden, den Bau der billiger fliegenden Trägerrakete Ariane 6 bis 2020 zu forcieren. Doch die Tatsache, dass die Landung mit Falcon 9 gelungen ist, wird den Druck auf Europa weiter erhöhen, glaubt Geisler. Denn im Idealfall kann das US-Unternehmen seine Raketen neu betanken und wiederverwenden, während die Konkurrenz die Elemente neu bauen muss. "Es ist also berechtigt, von einem Meilenstein für die Raumfahrt zu sprechen", sagt Geisler.

SpaceX ist zudem gerade dabei, einen neuen Markt zu erschließen. Seit dem Ende des Space-Shuttle-Programms der Nasa, das 2011 aus Kostengründen eingestellt wurde, sind die USA auf Russland angewiesen, um Menschen zur ISS zu befördern. Die USA wollen sich aus dieser Abhängigkeit lösen. Im vergangenen Jahr erhielten Boeing und SpaceX den Auftrag von der Nasa, ab 2017 bemannte Raumflüge zur ISS durchzuführen. Das Auftragsvolumen für SpaceX beläuft sich auf 2,6 Milliarden Dollar, Boeing bekommt sogar 4,2 Milliarden.

Grundstein für kommerzielle Erschließung

Die Herausforderungen hier sind deutlich größer, sagt Wolfgang Baumjohann, Chef des Grazer Instituts für Weltraumforschung. "Die bemannte Raumfahrt ist komplexer, weil die Sicherheitsstandards viel höher sind. Ein bemannter Raketenstart ist zehnmal teurer als ein unbemannter." SpaceX könnte mit seiner wiederverwertbaren Rakete also auch den Grundstein zur kommerziellen Erschließung der bemannten Raumfahrt im öffentlichen Auftrag gelegt haben. Hier gibt es zwar schon viele Projekte von prominenten Unternehmern. Amazon-Gründer Jeff Bezos will etwa den Weltraumtourismus forcieren – er hat bereits mehrere Testflüge durchführen lassen. Doch Bezos plant "nur" Flüge bis zu einer Höhe von rund 100 Kilometern, womit seine Ambitionen suborbital bleiben würden. (András Szigetvari, 22.12.2015)