Zu viele solcher Partner verträgt keine Allianz, denken die Nato-Staaten in diesen Wochen über ihren schwierigen Bundesgenossen Türkei. Die Grenze nach Syrien zur Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) bekommt sie nicht zu. Einen russischen Bomber schießt sie ab und leistet sich einen Konflikt mit Russland, der für alle im Westen die Lage auf dem syrischen Schachbrett nur noch kompliziert. Eine eigene Militärbasis im Irak versucht sie aufzubauen – leider ohne Einverständnis Bagdads. Und als wäre das nicht genug, setzt Ankara noch die Armee in Marsch gegen die kurdischen Städte im Südosten des Landes, wiederum an der Grenze zu Syrien.
Selbstüberschätzung ist das Problem der türkischen Außenpolitik unter den regierenden Konservativ-Religiösen. Die große Kluft zwischen Wollen und Können in Ankara ist aber ebenso ein Problem für die anderen Nato-Länder, allen voran für die USA. Während die Nato den Türken nun freundlich Hilfe bei der Luftraumüberwachung leistet, um einen weiteren Zwischenfall mit den Russen zu verhindern, übt Washington Druck aus. Den Abzug der Türken aus der irakischen Basis haben die USA verlangt, und nun auch die Rückkehr zu Verhandlungen mit der PKK. Denn das große Risiko im Südosten ist: Die Türkei nimmt die Kämpfe gegen die PKK in den Städten zum Vorwand, um gegen die Kurden auf der syrischen Seite vorzugehen. Damit aber würde die Front gegen den IS wanken. (Markus Bernath, 22.12.2015)