Wintertouristiker haben ihn gefürchtet, aber auch herbeigesehnt: den Tag, an dem erstmals die 50-Euro-Marke für einen Tagesskipass erreicht wird. Gefürchtet, weil das Durchbrechen der Schallmauer bei Gästen gar nicht gut ankommt, ersehnt, weil es billiger einfach nicht mehr geht. Zumindest im neuen Megaskigebiet Saalbach-Hinterglemm-Leogang, das sich heuer auch mit dem Tiroler Skiort Fieberbrunn verbunden hat. Hier kostet der Tagespass für Erwachsene 51 Euro. Seit der Eröffnung der Seilbahn Tirol S am Montag verfügt der Skizirkus nun über 270 Pistenkilometer ist somit eines der größten zusammenhängende Skigebiete Österreichs.
Nächtigungsrekord
Die Kosten für die Erschließung neuer Skigebiete und vor allem für die künstliche Beschneiung sind in den vergangenen Jahren rasant gestiegen. Noch lässt sich ein Teil davon auf die Wintertouristen abwälzen. Die immer teureren Liftkarten haben bisher Gäste nicht vom Winterurlaub abgehalten. Die Nächtigungszahlen im Wintertourismus sind laut Statistik Austria in den letzten zwanzig Jahren um 27,9 Prozent gestiegen. Die Wintersaison 2014/15 verzeichnete einen Nächtigungsrekord von 65,81 Millionen (siehe Grafik), um 14 Millionen mehr als in der Saison 1994/95.
Von den grünen Wiesen mit weißen Kunstschneestreifen und frühlingshaften Temperaturen im Dezember lassen sich die Touristiker offenbar nicht mehr nervös machen. Erich Neuhold ist optimistisch und überzeugt, dass er demnächst kommen wird, der ersehnte Schnee in den Bergen. "Letztes Jahr kam ja der Schnee auch punktgenau zu den Weihnachtsferien. Ich rechne damit ab dem Vollmond am 25. Dezember", prophezeit der Geschäftsführer von Steiermark Tourismus.
Bis dato findet die Winterlandschaft jedenfalls noch ausschließlich auf den Pisten statt. In den großen Skigebieten der Steiermark, von der Schladminger Region (Hauser Kaibling, Planai, Hochwurzen, Reiteralm) über Murau (Kreischberg) bis zur Turracher Höhe oder Stuhleck schlängen sich die weißen Bänder bestens präpariert ins Tal. Neuhold: "Von den Skibergen kommt die Rückmeldung, dass die Gäste bisher mit dem Skiangebot mehr als zufrieden sind, weil die Pisten super präpariert sind. Bisher gebe es keine Stornos.
Schmutziges Wasser
Deutsche Forschungsergebnisse legen den Schluss nahe, dass der großflächige Einsatz von Schneekanonen das Mikroklima in Tälern so verändern kann, dass letztlich weniger natürlicher Schnee zusammenkommt. Niederschlagsforscher Wolfgang Junkermann vom deutschen Institut für Meteorologie und Klimaforschung befliegt mit einem Leichtflugzeug Täler und misst neben der Luftfeuchte auch die Anzahl der Kondensationskerne. Diese sind für die Wolkenbildung und damit auch für die Niederschläge verantwortlich. Da die Schneekanonen "schmutziges" Wasser aus Teichen oder Flüssen in die Luft blasen, würden sie dadurch auch die Zahl der Kondensationskerne in der Luft erhöhen.
Immerhin verdunste ein Drittel des als künstlicher Schnee in die Luft geblasenen Wassers. Der Schmutz, also die Kondensationskerne, bleiben als Mikropartikel in der Luft. Sind nun mehr solcher Kondensationskerne in der Luft, werden die rund um sie aus der Luftfeuchtigkeit gebildeten Tröpfchen kleiner und fallen nicht mehr so schnell auf die Erde. Die Niederschlagsmenge nimmt ab. Das zeige, dass der künstliche Eingriff, um von etwas mehr zu haben, das Gegenteil bewirken könne, sagt Marcus Hank, Leiter der Aerosol-Akademie in Bayern.
Einschränkung: Klimaveränderung durch Schneekanonen gelte nur für einzelne Täler. Großwetterlagen seien darüber erhaben, sagt Hank. (Walter Müller, Thomas Neuhold Stefanie Ruep, 23.12.2015)