Bei der Einkleidung im Herbst stand noch Schlierenzauer im Zentrum. Bei der Tournee tragen eher Hayböck (li) und Kraft (re) die Hoffnungen.

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Innsbruck – Weihnachten, wenn man so will, ist gerettet. Aus Skisprungfansicht jedenfalls. Gregor Schlierenzauer wurde am Mittwoch von ÖSV-Cheftrainer Heinz Kuttin für die 64. Vierschanzentournee nominiert. Diese hebt am Montag mit der Qualifikation in Oberstdorf an – und mit einem österreichischen Quintett. Neben Schlierenzauer stehen Titelverteidiger Stefan Kraft, Michael Hayböck, Manuel Fettner und Manuel Poppinger als Fixstarter fest. Eigentlich waren sie schon vor Schlierenzauer festgestanden, der sich praktisch erst im letzten Moment zurückmeldete. Für Andreas Kofler bedeutet das, dass er erst bei den Heimbewerben in Innsbruck und Bischofshofen als Teil des nationalen Kontingents, das sieben weitere Springer umfasst, in die Tournee einsteigt.

In Lillehammer hatte Schlierenzauer sich mit "zwanglosen Sprüngen" wieder motiviert. Kuttin hatte dem 25-Jährigen freie Hand und letztlich auch die Entscheidung über ein Antreten bei der Tournee gelassen. "Er fühlt sich wieder sehr gut, hat auch trainiert und ist bereit für die Tournee", sagte der Coach. Schlierenzauer selbst wies am Mittwoch in seinem Blog auf seiner Website Gerüchte über eine stationäre Behandlung oder ein Burnout von sich. "Beides ist völlig aus der Luft gegriffen."

Neuer Ansatz

Nachdem er eine Zeitlang bewusst Abstand vom Sport gesucht habe, sei er vergangene Woche in Lillehammer auf die Schanze zurückgekehrt, berichtete der Tiroler. "Ohne Vorgabe, kein Top-Material, keine Weitenjagd, einfach nur anfahren, abspringen und ein paar Sekunden fliegen", das sei sein Zugang gewesen. Und er habe sich daraufhin "um einiges wohler gefühlt".

Nun blickt der zweimalige Tourneesieger (2012, 2013) wieder zuversichtlicher nach vorne. "Ich bin mir bewusst, dass ich kein aktueller Siegspringer bin und noch sehr viel Arbeit auf mich wartet. Ich möchte mich auch als Person weiterentwickeln und nehme die Herausforderung sehr gerne an. Man darf keine Wunderdinge erwarten, so gesehen verspüre ich auch keinen Druck", betonte der Rekordgewinner im Weltcup. Neun seiner 53 Erfolge hat Schlierenzauer im Rahmen der Tournee gefeiert.

Offene Rechnung

Schlierenzauer hat – mit einer Ausnahme – gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Die Ausnahme ist ein olympischer Einzeltitel. Winterspiele stehen allerdings erst wieder 2018 (Pyeongchang, Südkorea) an, mag sein, auch das erklärt gewisse Motivationsprobleme. Seit seinem zweiten Gesamtweltcuperfolg 2012/13, nach einer Saison mit zehn Siegen, hat Schlierenzauer noch dreimal gewonnen, zweimal Ende 2013 sowie – zuletzt – am 6. Dezember 2014 (Lillehammer).

Eine Überraschung wäre es, könnte Österreich die Serie an Gesamtsiegen bei der Tournee ausbauen. Sieben Erfolge en suite stehen zu Buche, dank Loitzl, Kofler, Morgenstern, zweimal Schlierenzauer, Diethart und Kraft. Allerdings, betont Kuttin, war auch mit Diethart und Kraft "nicht unbedingt zu rechnen". Kuttins Ziel? "Wir wollen die Favoriten ärgern und um Siege mitspringen. Auch um den Gesamtsieg." (fri, APA, 23.12.2015)