Fernbusreisen verzeichneten in den vergangenen Jahren einen deutlichen Zuwachs – vor allem in Deutschland, aber auch in Österreich.

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Berlin – Drei Jahre nach der Marktfreigabe ist der Fernbus für Viele eine Alternative. In Deutschland stoßen die Anbieter auf den Hauptstrecken aber an Grenzen. "Wir haben in den vergangenen beiden Jahren die Fahrgastzahl zwei Mal verdoppelt, bis auf 16 Millionen 2014. In diesem Jahr wird die Zahl um die 20 Millionen liegen", sagt Christiane Leonard, die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands Deutscher Omnibusunternehmer. Das heißt: Der Markt ist im dritten Jahr nach der Liberalisierung 2013 deutlich langsamer gewachsen.

Für die Kunden bedeutet das: Auch die allergrößten Preisschlachten sind wohl geschlagen. "Im laufenden Jahr sind die Preise langsam angestiegen, das ist für die Betreiber auch durchaus sinnvoll", sagt Leonard.

Anhaltender Preiswettbewerb

Dass es deutlich teurer wird, müssen Fahrgäste aber wohl nicht fürchten. "Der Kunde definiert den Preis", sagt André Schwämmlein, Chef von MeinFernbus Flixbus. Mit ihrem Zusammenschluss zu Jahresbeginn haben die beiden Anbieter die Machtverhältnisse auf dem boomenden deutschen Fernbusmarkt geklärt: Sie dominieren die Autobahnen – und zunehmend auch die Kreis- und Landesstraßen. "In Deutschland geht es jetzt darum, kluge Märkte zu finden", sagt Schwämmlein. "Das heißt für uns Verkehr in Mittelstädte, teilweise auch kleinere Städte mit 20.000, 30.000 Einwohnern."

Der Wettbewerb bleibe intensiv. Dass die Bahn in diesem Jahr Hunderttausende Fahrscheine für 19 Euro unters Volk warf, ärgert die privaten Fernbusanbieter durchaus. Und so lange Sprit so günstig ist, müssen Busse günstig sein, um mehr Menschen aus den Autos zu locken.

Verdrängung an den Stadtrand

Dafür sind zentrumsnahe Haltepunkte entscheidend, betont Megabus-Chef Edward Hodgson und fügt warnend hinzu: "Nur so kann das Angebot an Fernbus-Reisemöglichkeiten für die deutschen Verbraucher auch in Zukunft gewährleistet werden."

Nicht überall sind die Straßenriesen willkommen. Köln etwa hat Fernbusse aus der Innenstadt an den Flughafen verbannt. MeinFernbus Flixbus fährt deshalb lieber gleich in die Nachbarstadt Leverkusen. Ähnliche Diskussionen gibt es in Ulm und Stuttgart. Die Branche hofft, dass daraus kein Flächenbrand wird.

Berlin Linien Bus, der Fernbus-Ableger der Deutschen Bahn, will sein Linienangebot bis Ende 2016 vervierfachen. Die Bahn ist auch mit der Marke IC Bus unterwegs und betreibt unterm Strich etwa jeden zehnten Fernbus-Kilometer in Deutschland. "Es gibt noch viele weiße Flecken", betont auch Schwämmlein. Jedoch: Ein Bus in kleinere Städte wie etwa Ravensburg sei nicht ganz so leicht zu füllen wie einer von Köln nach Berlin. Inzwischen erprobt das Unternehmen auch saisonale Angebote und fährt Skifahrer direkt in die Urlaubsorte der Alpen.

Europäisierung

MeinFernbus Flixbus fährt auch nach Österreich, Flixbus kooperiert dabei mit den Busunternehmen Blaguss und Dr. Richard Verkehrsbetriebe. "Unser Kerngeschäft ist der Fernbus in Deutschland. Und jetzt bauen wir da drumherum weiter", sagt Schwämmlein. "Wir internationalisieren." Nach Frankreich, Italien, die Niederlande – wo immer sich eine Gelegenheit ergibt.

Ganz Europa habe einen hohen Bedarf an Fernbusverbindungen, heißt es bei Megabus. Seit Paris den Fernbusverkehr im August freigab, sind nach Angaben des Wirtschaftsministeriums eine halbe Million Menschen in die Busse gestiegen, drei Mal so viele wie im gesamten Vorjahr. Inzwischen fahren 600 Busse knapp 150 Ziele an. (APA, 23.12.2015)