Michail Chodorkowski, Ex-Chef des Ölkonzerns Yukos, steht offenbar im Verdacht, den Mord am Bürgermeister der sibirischen Ölstadt Neftejugansk im Jahr 1998 in Auftrag gegeben zu haben.

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Moskau – Im Zusammenhang mit Ermittlungen in einem mutmaßlichen Mordfall hat ein russisches Gericht gegen den früheren Oligarchen Michail Chodorkowski internationalen Haftbefehl erlassen. Laut einem Polizeisprecher geht es um die Ermordung des Bürgermeisters der sibirischen Stadt Neftejugansk, Wladimir Petuchow, im Jahr 1998. Chodorkowski soll die Tat in Auftrag gegeben haben.

Es lägen Beweise dafür vor, sagte Staatsanwaltschaftssprecher Wladimir Markin. Die Motive seien finanzieller Art und hingen damit zusammen, dass der Bürgermeister damals Steuerzahlungen vom Erdölkonzern Yukos gefordert habe, dessen Chef Chodorkowski war. Dieser weist die Anschuldigungen zurück. "Sie sind verrückt geworden", kommentierte der 52-jährige Geschäftsmann auf seiner Webseite den Haftbefehl.

Razzien in Stiftungsbüros

Am Dienstag war bekannt geworden, dass Büros der von Chodorkowski gegründeten Stiftung Open Russia in Russland durchsucht wurden. Die Nachrichtenagentur Interfax zitierte Markin mit den Worten, die Durchsuchungen stünden in Zusammenhang mit einem Fall aus dem Jahr 2003, in den Chodorkowski und dessen Partner verwickelt gewesen seien. Dabei gehe es um die Privatisierung des Bergwerks- und Düngemittelunternehmens Apatit, die vom Staat als illegal eingestuft wurde.

Chodorkowski war einer der russischen Oligarchen, die im wirtschaftlichen Chaos nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion riesige Reichtümer anhäuften. Später überwarf er sich mit Präsident Wladimir Putin und wurde 2003 wegen Steuerhinterziehung verhaftet. Yukos wurde zerschlagen, Chodorkowski kam ins Arbeitslager, aus dem er 2013 entlassen wurde.

Chodorkowski gehört zu den entschiedensten Kritikern von Präsident Wladimir Putin. Anfang Dezember rief er von seinem Londoner Exil zu einer "Revolution" in Russland auf. Putin warf er einen verfassungswidrigen "Staatsstreich" vor. (APA, 23.12.2015)