Wien/Wolfsburg – Volkswagen will sich mit den betroffenen Kunden der Manipulationsaffäre in den USA außergerichtlich einigen. Der US-Staranwalt Kenneth Feinberg, der VW in den USA vertritt, ist beauftragt worden, "ein alternatives Modell auf die Beine zu stellen, das die Autobesitzer freiwillig aus dem Rechtssystem lockt", sagt er in einem Interview mit dem deutschen "Handelsblatt" vom Mittwoch.
Wie ein solches Modell aussehen könnte, sei noch nicht klar. Sicher ist laut Feinberg, der auf komplizierte Entschädigungsfälle spezialisiert ist, dass "alle Optionen auf dem Tisch liegen": Möglich seien beispielsweise finanzielle Vergütungen, Ersatzfahrzeuge oder Inzahlungnahmen.
Unklar ist Feinberg zufolge auch noch, ob alle Zwei- und Drei-Liter-Fahrzeuge von VW, Audi und Porsche Teil des Programms sein werden. "Ich habe mich noch nicht mit VW getroffen, um das festzulegen." Er werde sich in den kommenden Wochen und Monaten mit VW-Vertretern in den USA und in Deutschland treffen sowie mit Anwälten der Autobesitzer und Vertretern der US-Umweltbehörden EPA und Carb zusammenkommen.
Mann für alle Fälle
Feinberg gilt als Experte für große Entschädigungsprozesse. Der renommierte Anwalt hatte bereits im Skandal um defekte Zündschlösser beim US-Autobauer General Motors (GM) den Entschädigungsfonds verwaltet. Auch um die Schadenersatzforderungen gegen den Ölmulti BP nach der Ölpest im Golf von Mexiko hatte er sich gekümmert.
Der deutsche Riesenkonzern Volkswagen steckt derzeit in einer tiefen Krise. Im September hatte der Autobauer zugeben müssen, dass weltweit bei rund elf Millionen Dieselfahrzeugen mehrerer Marken eine Manipulations-Software eingesetzt wurde, die den Stickoxid-Ausstoß im Testbetrieb zu niedrig auswies. Durch Strafen, Rückrufaktionen und Entschädigungen kommen auf den Wolfsburger Konzern Milliardenkosten zu. (APA, 23.12.2015)