Bei Menschen, die ein hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben, sollte der Blutdruck möglichst unter die derzeit empfohlenen Werte gesenkt werden. Das ist das Ergebnis einer riesigen Metaanalyse von 123 Studien mit Daten von mehr als 600.000 Patienten aus den Jahren 1966 bis 2015, die jetzt im Lancet veröffentlicht worden ist.

Kazem Rahimi vom "The George Institute for Global Health" an der Universität von Oxford und die Co-Autoren haben die Daten bereits vorhandener wissenschaftliche Studien über die Effekte der medikamentösen Hypotonietherapie gepoolt und noch einmal ausgewertet. "Jede Reduktion des systolischen Blutdrucks um zehn mmHg verringerte die Gefährdung durch Herz-Kreislauferkrankungen um ein Fünftel, das Risiko für einen Schlaganfall oder chronische Herzschwäche um ein Viertel und das Mortalitätsrisiko insgesamt um 13 Prozent."

Auf den systolischen Wert achten

Gleichzeitig hätte sich diese Wirkung quer über die gesamte Bandbreite von Hochrisikopatienten – Personen, die schon einmal eine akute Herz-Kreislauf-Erkrankung gehabt haben, Kranke mit Herzschwäche, Diabetes oder Nierenerkrankungen – gezeigt. Dies sei auch bei Menschen zu beobachten gewesen, welche bereits vor Behandlungsbeginn einen systolischen Blutdruck unter 130 mmHg aufgewiesen hätten. Es gebe offenbar kein unteres Limit.

Die Autoren verlangen eine schnelle Revision der derzeit geltenden Empfehlungen für die Bluthochdrucktherapie inklusive jener der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie. In der jüngeren Vergangenheit wurden die Empfehlungen für die Blutdruckwerte eher gelockert. Die Zielwerte von 130 mmHg systolisch und 85 mmHg diastolisch (130/85 mmHg) wurden auf 140/90 mmHg hinaufgesetzt, bei älteren Menschen sogar auf 150/90.

Rahimi sagte dazu: "Unsere Ergebnisse zeigen ganz klar, dass eine Behandlung der Hypertonie bis hin zu Werten, die unter jenen der derzeitigen Empfehlungen liegen, die Häufigkeit von Herz-Kreislauferkrankungen verringern und bei breiter Anwendung Millionen Menschen das Leben retten könnte."

Dabei dürfte es weitgehend egal sein, welche Blutdruck senkenden Medikamente verschrieben werden. An Hypertonie leiden weltweit rund eine Milliarde Menschen. Jährlich sterben daran infolge von akuten Herzerkrankungen und Schlaganfällen rund 9,4 Millionen Menschen. (APA, 24.12.2015)