Nimwegen/Wien – Spiele, die Werbung für Lebensmittel enthalten, beeinflussen das Verhalten von Kindern. Zu diesem Schluss kommt der Verhaltensforscher Frans Folkvord von der Radboud Universität in Nimwegen. Im Rahmen seiner Doktorarbeit hat der Wissenschafter die Wirkung von "Advergames" (Werbespielen) auf mehr als 1.000 Kinder untersucht.

Griff zu Süßigkeiten nach Lebensmittelwerbung

Das Fazit der Studie: Enthielt das Spiel Werbung für Lebensmittel, so aßen die Kinder in einer fünfminütigen Spielpause 55 Prozent mehr an offerierten Süßigkeiten als jene Kinder, die im Spiel Werbung für Spielzeug gesehen hatten. Erstere griffen zudem seltener zum gleichzeitig angebotenen Obst.

Laut Folkvord machte es aber keinen Unterschied, ob im Spiel Süßigkeiten oder Obst zu sehen war. In beiden Fällen griffen die Kinder vermehrt zu den Süßigkeiten – dafür reichte offenbar allein das Zeigen von Essbarem im Spiel.

Werbespiele durchaus verbreitet

Werbespiele sind der Studie zufolge durchaus verbreitet: Zwei Drittel der Kinder im Volksschulalter spielen demnach mindestens ein Mal pro Woche ein Online-Spiel, das Aufmerksamkeit für eine Marke schaffen will. Nur ein Bruchteil der Kinder (sechs Prozent) ist sich aber dessen bewusst, dass es sich bei den Spielen um Werbung handelt.

Einfluss von Werbung auf das Essverhalten von Kindern

Im Rahmen einer weiteren Untersuchung zum Einfluss von Werbung auf das Essverhalten von Kindern hat ein Forschungsteam um Moniek Buijzen und Folkvord aktuelle Primärstudien zu dem Thema evaluiert. Im Journal "Current Opinion in Behavioral Sciences" kommen die Forscher unter anderem zum Schluss, dass Lebensmittelwerbung einen erheblichen Beitrag zu Fettleibigkeit leistet.

Kinder vermehrt übergewichtig

In vielen Ländern häufen sich die Fälle von Übergewicht im Kindesalter – in Österreich ist bereits jedes fünfte Kind übergewichtig. Nicht zuletzt dank Social Media können Lebensmittel- und Getränkehersteller Kinder auf verschiedensten Wegen mit Werbung erreichen. Der kürzlich publizierten Studie zufolge haben neue Formen des Lebensmittelmarketings einen, für die Kinder unbewussten Einfluss auf ihr Essverhalten.

Rechtliche Einschränkungen empfohlen

In einer Presseaussendung der Radboud Universität betonte Folkvord, dass es Hinweise darauf gebe, dass von den Herstellern verkündete freiwillige Werbeeinschränkungen bisher nicht eingehalten worden seien. "Das ist umso mehr ein Grund, ein Werbeverbot zu empfehlen", so der Wissenschafter. (dy, 31.12.2015)