Landesweite Blackouts, übergehende Staudämme, verrückt spielende Verkehrssysteme: Mit bedrohlichen Szenarien beschreiben Innenminister und hochrangige Mitarbeiter von Sicherheitsbehörden regelmäßig, welche Gefahren von Hackerattacken ausgehen. Zuletzt begründete etwa der britische Finanzminister George Osborne das erhöhte Budget für Cybersicherheitsmaßnahmen mit möglichen Cyberangriffen durch die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS).
Keine komplexen Attacken
Doch Experten bezweifeln, dass die Fähigkeiten der IS-Hacker ausreichen, um schwerwiegende Cyberattacken durchzuführen. "Die Angriffe, die der IS (im Internet, Anm.) ausgeführt hat, waren peinlich, aber nicht zwingend komplex oder ausgeklügelt", sagt der Cybersicherheitsexperte Christopher Ahlberg zur New York Times. Auch Organisationen, die sich mehr mit Terrorismus als Cybersicherheit beschäftigen, bestätigen diese Analyse.
Profilierte Hacker außer Gefecht
So sollen zwei der wichtigsten IS-Hacker außer Gefecht sein: Der 21-jährige Junaid Hussain, der vergangenen Jänner Social Media-Profile des US-Militärs übernommen hatte, wurde bei einem Angriff in Syrien getötet. Der 20-jährige Ardit Ferizi sitzt indes im malaischen Gefängnis und wartet auf eine Auslieferung in die USA. In offiziellen Propagandamaterialen des IS werden Cyberangriffe kaum erwähnt.
Rekrutierungen
Allerdings besteht durchwegs die Gefahr, dass der IS neue potente Hacker rekrutiert. So soll die Terrorgruppe einen eigenen Geheimdienst besitzen, der Mal- und Spyware verbreitet. Die Social Media-Fähigkeiten der Terrormiliz beweisen außerdem, dass sie die Mechanismen des 21. Jahrhunderts verstanden hat. (red, 25.12.2015)