Seattle – Robert Spitzer, Psychiater und ebenso gefeierter wie umstrittener Erforscher von Homosexualität, ist tot. Der Mediziner starb nach übereinstimmenden Angaben von "New York Times" und "Washington Post" vom Sonntag am Freitag in Seattle. Spitzer wurde 83 Jahre alt.

Spitzer hatte in den siebziger Jahren für Aufsehen gesorgt, weil er Homosexualität nicht länger als seelische Störung eingestuft sehen wollte. Er sorgte maßgeblich dafür, dass die sexuelle Orientierung nicht mehr ein Fall für die Psychiatrie war. Bis dahin hatten viele die Meinung vertreten, dass Homosexuelle mit der passenden Therapie "geheilt" werden könnten.

Zwei Jahrzehnte später behauptete Spitzer dann aber in einer Studie, dass einige wenige, besonders motivierte Menschen Homosexualität ablegen und ein erfülltes Leben als Heterosexuelle führen könnten. Schwulenverbände warfen Spitzer, bis dahin von ihnen gefeiert, vor, dass die Studie unwissenschaftlich sei und Spitzer zudem die passenden Probanden ausgesucht habe, statt einer Zufallsauswahl zu vertrauen. Spitzer zog die Studie später zurück. (APA, 27.12.2015)