Polizisten auf dem Wiener Silvesterpfad.

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Wien – Trotz Terrorwarnung an europäische Hauptstädte soll der Wiener Silvesterpfad mit hunderttausenden Besuchern wie geplant über die Bühne gehen. Das war zumindest der Stand am Montag. "Aus aktueller Sicht gehen wir davon aus, dass er stattfindet", sagte Michael Draxler, Chef des Veranstalters Stadt Wien Marketing, am Vormittag. Die Möglichkeit einer Absage bleibe aber nicht ausgeschlossen, hieß es. Die Entscheidung treffen Polizei, ÖBB, Wiener Linien und Vertreter der Stadt gemeinsam.

Draxler betonte, dass man bereits seit einigen Jahren mit einem gut funktionierenden Sicherheitskonzept arbeite, das angesichts der Terroranschläge in Paris weiterentwickelt worden sei. Details wollte er nicht nennen. Die Wiener Polizei holt sich jedenfalls Verstärkung aus den Bundesländern.

Wega und Cobra

Rund 250 zusätzliche Beamte sollen die Kollegen in der Bundeshauptstadt unterstützen. Insgesamt werden damit mehr als 1.500 Polizisten dienstlich auf dem Wiener Silvesterpfad unterwegs sein. Manche davon in voller Wega- oder Cobra-Kampfmontur. Vor allem an Verkehrsknotenpunkten zeigte die uniformierte Polizei schon in den vergangenen Tagen verstärkt Präsenz.

In der Vorwoche war eine diffuse Geheimdienstwarnung vor Anschlägen in europäischen Metropolen eingegangen. Darin habe es geheißen, dass es "an Orten, wo Menschenansammlungen stattfinden, in der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr zu einem Attentat mit Sprengstoff beziehungsweise zu einem Schussattentat kommen könnte". Der Hinweis deutete laut Polizei "von der Intensität her auf eine höhere als die allgemein bekannte abstrakte Gefahrenlage" hin.

Die Wiener Sicherheitsbehörde entschied daraufhin, eine derartige Warnung erstmals an die Öffentlichkeit weiterzugeben. Zugleich wurde aber betont, dass keine konkrete Bedrohung vorliege. Wie das Online-Portal NZZ.at berichtet, wird polizeiintern aber auch geprüft, ob Dokumente gesetzwidrig an Medien weitergegeben wurden und somit Amtsmissbrauch vorliege.

Sieben Personen genannt

Seit dem Eingang der Warnung gab es keine neuen Informationen. In der Warnung war auch von sieben namentlich genannten Attentätern die Rede. Ob es sich dabei um tatsächlich existierende Personen handelt und, wenn ja, wo diese sich aufhalten, ist Gegenstand von Ermittlungen, die bis Montag noch kein Ergebnis gebracht haben.

Mitarbeiter der Wiener Linien wurden mittels offiziellen Dienstauftrags angehalten, verstärkt auf verwaiste Gegenstände wie Koffer, Rucksäcke, Fahrräder oder Gepäckstücke zu achten. Im Verdachtsfall müssen umgehend Leitstelle und Polizei informiert werden.

Der Silvesterpfad wird am 31. Dezember um 14 Uhr eröffnet. An verschiedenen Orten in der City, aber auch im Prater und in der Seestadt Aspern wird dabei unterschiedliches Programm geboten. Im laut Veranstalter "größten Ballsaal Wiens", am Graben, können Hobbytänzer ihrem Vergnügen nachgehen. All jene, die ihre Kenntnisse noch auffrischen wollen, können dies am Nachmittag tun. Auf dem Stephansplatz wird ebenfalls getanzt, aber nicht nur: Um 16.30 Uhr steht die Live-Übertragung der Jahresschlussandacht aus dem Dom auf dem Programm.

Austrozone

Nicht weit entfernt geht es etwas moderner zu. In der DJ-Area auf der Kärntner Straße gibt es Beats, der Neue Markt wird unterdessen zur Austrozone erklärt. Operettenfans sei der Herbert-von-Karajan-Platz empfohlen. Dort wird ab 19 Uhr die Aufführung von Johann Strauß' "Fledermaus" aus der Staatsoper live ins Freie übertragen. Um die Wartezeit bis dahin zu füllen, gibt es ab 14 Uhr eine Art Best-of mit Opern- und Ballettszenen. Selbst den Taktstock schwingen kann man unterdessen im Haus der Musik – vor einer Videoprojektion.

Der Eintritt ist wie immer frei. Im Vorjahr haben 620.000 Besucher auf der Partymeile den Jahreswechsel begangen. (APA, simo, 28.12.2015)