Santa Caterina – In der vierten Abfahrt im Weltcup-Winter wollen Österreichs Ski-Herren ihre Ergebniskrise in der Königsdisziplin ad acta legen. In Santa Caterina soll am Dienstag (11.45 Uhr/live ORF eins) der erste Podestplatz der Saison herausschauen. Die Hoffnungen ruhen dabei vor allem auf Hannes Reichelt, der die zwei Trainings auf der nach Deborah Compagnoni benannten Piste als Erster bzw. Zweiter beendete.

Reichelt spulte wie andere ÖSV-Kollegen bereits Anfang der Vorwoche einige Trainingsläufe in Santa Caterina ab, um sich an die selektive Strecke mit zahlreichen Wellen und schlechten Sichtverhältnissen zu gewöhnen. Und diese Extraschichten gemeinsam mit dem italienischen Team dürften sich für den Salzburger zumindest nicht nachteilig ausgewirkt haben. So markierte Reichelt im Sonntagstraining Bestzeit und fuhr am Montag auf Platz zwei hinter dem Südtiroler Christof Innerhofer, der wiederum am Sonntag Zweiter war.

"Es ist noch viel zu tun beim Rennen. Aber die Anzeichen sind schon einmal recht gut", klang Reichelt nachher vorsichtig optimistisch. Die harte, unruhige und kurvige Piste, die sich von den Verhältnissen, wie sie zuletzt in Gröden vorzufinden waren, deutlich unterscheidet, käme ihm jedenfalls weitaus mehr entgegen. "Es gibt schon Strecken, auf denen man sich einfach leichter tut", erklärte sich der 35-Jährige die Leistungssteigerung. Außerdem habe das Training mit den Italienern "unglaublich geholfen".

Auch im Kollektiv hinterließ das ÖSV-Team im Abschlusstraining einen starken Eindruck. Vincent Kriechmayr wurde am Dienstag Fünfter, Johannes Kröll belegte Platz zehn. Othmar Striedinger als Zwölfter sowie Romed Baumann als 13. verpassten nur knapp die besten Zehn. "Ich fühle mich hier sehr wohl, obwohl es mir fast die Plomben hinaushaut", sprach Kriechmayr das schwierige Gelände an, das den Läufern alles abverlangt. Der Oberösterreicher hat sich einen Platz unter den besten Fünf zum Ziel gesetzt.

Das Gleiche gilt für Baumann, der ein extrem herausforderndes, enges Rennen erwartet. "Man wird sich morgen richtig überwinden müssen. Eine frühe Startnummer wäre wahrscheinlich nicht von Nachteil", sagte der Tiroler. "Die Strecke ist nicht direkt mit Bormio zu vergleichen, aber von der Brutalität vielleicht schon. Der, dem das morgen am besten gelingt, wird von ganz oben runterlachen."

Herren-Rennsportleiter Andreas Puelacher war nach den Gröden-Rennen etwas verstimmt ob der bisher wenig berauschenden Ergebnisse seiner Speed-Spezialisten. "Von der Mannschaft habe ich mir um einiges mehr erwartet", betonte Puelacher. Aus den bisher drei Abfahrten in der Saison steht für die Österreicher kein einziger Podiumsplatz zu Buche. Das höchste der Gefühle war der vierte Platz von Hannes Reichelt in Beaver Creek. In Lake Louise war der derzeit mit einer Verkühlung ringende Max Franz als Sechster ÖSV-Bester, in Gröden musste man sich mit dem siebenten Platz von Kriechmayr zufriedengeben.

"Genau kann ich auch nicht sagen, wo es ein bisschen eckt und hängt. Wir haben eine Super-Vorbereitung gehabt mit Chile und Amerika, wo wir eigentlich mit allem zufrieden waren. In den Rennen haben wir das noch nicht rübergebracht", sagte Puelacher. In Santa Caterina soll es aber besser laufen – auch aus dem Grund, weil der bisher so starke Aksel Lund Svindal heuer hier das erste Mal rennmäßig unterwegs ist und mit der Piste offenbar noch zu kämpfen hat.

Am Dienstag landete der Norweger, der fünf der sechs bisherigen Speed-Rennen gewonnen hat, als 19. im geschlagenen Feld. "Bisher war ich immer im Training schnell, wenn ich gewonnen habe. Insofern ist das kein gutes Zeichen", erklärte Svindal zwei Tage nach seinem 33. Geburtstag. Der derzeitige Zweite des Gesamtweltcups hinter Marcel Hirscher hatte die Weltcup-Premiere auf der "Deborah Compagnoni" im vergangenen Winter wegen seines Achillessehnenrisses verpasst. (APA; 28.12.2015)