Will 2016 wieder: ORF-Chef Alexander Wrabetz.

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Wien – Womit haben Mediennutzer und Medienmacher 2016 zu rechnen? Ohne Anspruch auf Vollständigkeit etwa damit:

1. Neue ORF-Gerichte

Für tausende ORF-Mitarbeiter ist die Schlüsselentscheidung des Jahres 2016 längst getroffen. Ab Mitte 2016 bekommt die Kantine auf dem Küniglberg einen neuen Betreiber: Eurest statt Sodexho. Es wird zumindest alles besser bleiben – auch wenn der ORF bei der 300-Millionen-Sanierung seiner Burg über Wien-Hietzing zunächst übersah, dass er auch die Kantine erneuern sollte.

2. Alte ORF-Gerüchte

Ein paar kleinere Entscheidungen hebt sich Österreichs weitaus größter, öffentlich finanzierter und kontrollierter Medienkonzern noch für Sommer 2016 auf: Der Stiftungsrat entscheidet über den ORF-Chef für die nächsten fünf Jahre ab 2017 – General Alexander Wrabetz sagte schon, dass er wieder will, Finanzdirektor Richard Grasl wirkt so, und der SPÖ-Spitze im Kanzleramt wird Kandidatensuche nachgesagt. "Kurier"-Herausgeber Helmut Brandstätter zum Beispiel dementiert bis zur Bestellung am 9. August 2016 gewiss gern weitere Male. Um Direktoren, Landesdirektoren und viele andere Führungsjobs im ORF wird 2016 noch ordentlich gepokert.

3. Zahlen, bitte

Das Publikum kommt recht bald nach Bestellung und Dienstantritt der ORF-Chefs dran: Noch im Herbst 2016 ist mit einem Antrag auf Gebührenerhöhung zu rechnen, wirksam nach heutigen Plänen ab Mai 2017. Üblich sind sieben bis zehn Prozent mehr.

4. Stream on

Der ORF hofft auf Gebührenpflicht für Online-Radiostreams mit einer Gesetzesnovelle. Und wenn man schon dabei ist, könnte die Regierung eine Rundfunkabgabe für alle Haushalte überlegen, wie in Deutschland und der Schweiz. Aber die fordert derzeit nicht einmal der ORF – weil er fürchtet, er müsste die Abgabe mit anderen Medien teilen.

5. BBC-Kürzung

Für die Mutter allen öffentlich-rechtlichen Funkens wird es 2016 grundsätzlicher: Sie braucht eine neue BBC-Charter, ihre rechtliche Basis. 700 Millionen Pfund Subvention für Gebührenbefreiungen strich die konservative Regierung schon. Und sie klingt nach weiteren Kürzungen.

6. Neue Medienbehörde

Nicht nur der ORF braucht 2016 Chefs: Die Sechsjahresverträge der fünf (aktiv: vier) Mitglieder der Medienbehörde KommAustria mit weitreichenden Kompetenzen etwa für ORF und Privatsender laufen mit 30. September 2016 aus. Auch der Vertrag des Medien-Geschäftsführers der Rundfunk- und Telekomregulierung RTR – sie unterstützt die KommAustria und vergibt viele Förderungen – endet 2016. Manager Alfred Grinschgl wirkt arbeitsfreudig.

7. Neue Empfänger

Die KommAustria beendet ab Herbst 2016 die Ausstrahlung von DVB-T. Wer über Antenne sehen will, braucht einen Decoder für DVB-T2, das mehr Programme und HD bietet, aber Freischaltung erfordert. Allein über Antenne sehen unter sechs Prozent der Haushalte – aber so manches Zweitgerät nutzt DVB-T.

8. Kabel gekappt

Die Kabelbetreiber stellen 2016 die analoge Übertragung in ihren Netzen ein – die nutzten Ende 2014 noch zwölf Prozent der Haushalte.

9. Von "Vice" bis Klassik

Was es in den Kanälen so zu sehen gibt, hat DS schon vor Weihnachten umfassend aufgelistet – vom regionalen Frühfernsehen im ORF 2016 bis zu den Ambitionen der Wiener Filiale des Rabaukenmedienweltkonzerns "Vice" auf Programm in einem österreichischen Kanal, womöglich mit einem Talk auf Puls 4, womöglich gar im ORF-Fernsehen. Der ORF digitalisiert sich ein Stück weiter mit einem kommerziellen, internationalen Klassikportal zusammen mit der Münchner Unitel. Das soll auf Sicht auch ein paar Millionen im Jahr einspielen.

10. Text-Vergleiche

Und die Medien mit Text-Tradition? News-Gruppe und "News" sollten 2016 nach der Neuaufstellung langsam anziehen. Minderheitsgesellschafter Familie Fellner (Mediengruppe Österreich) soll schon forsch auf höhere Ausschüttungen drängen. "Format" erscheint als "Trend" und erspart dem Verlag so ein Dutzend Ausgaben seiner Wirtschaftstitel. "Österreich" und "Heute" sollen nach vielen Prozessjahren nun über einen Vergleich über Entnahmeboxen in U-Bahnen verhandeln. "Heute" wollte bis Ende 2015 einen neuen Partner an Bord haben, kolportiert wurde die Schweizer Tamedia.

Das Schweizer Portal Watson indes klang zuletzt nicht mehr so entschlossen zu einem Österreich-Ableger. Vielleicht einigt sich Familie Dichand 2016 ja, wer was bekommt aus dem Erbe des 2010 verstorbenen "Krone"-Gründers. Und womöglich gar auch noch mit dem deutschen "Krone"-Mitgesellschafter Funke-Gruppe. 2015 stritt man noch munter. (Harald Fidler, 29.12.2015)

11. Kein kleines PS: Red Bull Global TV

Komisch eigentlich, dass ich bei dieser kleinen Vorausschau einen der wohl größten (und teuersten) Punkte ausgelassen habe, wie mir inzwischen auffiel: 2016 dürfte Red Bull Global TV tatsächlich starten, nach letztem Stand im Frühjahr digital und nach dem Sommer dann auch als lineares Angebot. Aber vielleicht habe ich Red Bull Global TV auch einfach schon zu oft in meinen Prognosen starten lassen, um daran zu denken. Mehr zu dem Projekt und zum Milliardeninvestment von Red Bull in sein Media House erschien aber ohnehin im Herbst 2015 (Link). (fid)