Teheran – Iran denkt nach Angaben des Menschenrechtsbeauftragten der Justizbehörde über eine Reduzierung der Hinrichtungen nach. "Es gibt Raum, das Thema neu zu überdenken", sagte Mohammed Jawad Larijani am Montag in Teheran.

Der Chef der Justiz sei zu dem Ergebnis gekommen, dass die Zahl der Hinrichtungen die Kriminalitätsrate – besonders im Zusammenhang mit Drogenschmuggel – nicht wesentlich habe senken können. Grundsätzlich wolle der Iran jedoch an der Todesstrafe festhalten, fügte Larijani nach Angaben der Nachrichtenagentur ISNA hinzu. Diese sei ebenso Teil des iranischen Rechtssystems wie etwa Begnadigungen.

Spitzenreiter China

Nach Angaben internationaler Menschenrechtsorganisationen werden im Iran jedes Jahr hunderte Menschen hingerichtet, das Land stehe damit an zweiter Stelle hinter China. Allein in diesem Jahr seien bereits mehr als 700 Todesurteile vollstreckt worden. Nach amtlichen iranischen Angaben sollen über 90 Prozent der Hinrichtungen im Zusammenhang mit Drogenschmuggel und sexuellem Missbrauch von Kindern stehen.

Im Iran können auch Familienmitglieder der Opfer entscheiden, ob Mörder hingerichtet oder begnadigt werden. In manchen Fällen passiert die Begnadigung kurz vor der Hinrichtung. Im Gegenzug wird der Opferfamilie ein sogenanntes Blutgeld bezahlt, das per Gesetz jedes Jahr neu festgesetzt wird und derzeit umgerechnet zwischen 35.000 bis 40.000 Euro liegt. (APA, 28.12.2015)