Noch kann Apple auf seine Dauerbrenner iPhone und Macbook zählen – doch neue Produkte funktionierten nur mäßig.

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Gemeinhin gilt Apple als jenes Unternehmen, das bereits existierende, aber noch am Anfang stehende Technologien übernimmt, sie perfektioniert und dann mit sehr viel Marketing einer breiten Kundenmasse zugänglich macht. iPod, iPhone und iPad waren nicht die ersten MP3-Player, Smartphones und Tablets – doch alle avancierten schnell zum wichtigsten Gerät ihrer Kategorie. Auch Macs gelten als optimierte Geräte, die – zu einem durchaus happigen Preis – gut funktionieren und Nutzer zufrieden machen.

Nutzer wird Beta-Tester

Vergangenes Jahr war das anders: Apple veröffentlichte der Reihe nach neue Geräte, die Nutzer im Endeffekt zu unfreiwilligen Beta-Testern machten. Egal ob Hard- oder Software; Apple Watch oder Apple Music – die Produkte wirkten unfertig und überhastet auf den Markt gebracht. Der Techblog "Gizmodo" schreibt sogar, dass "alles, was Apple heuer eingeführt hat, irgendwie scheiße war". Auch "The Verge" ist alles andere als begeistert von der Performance des IT-Konzerns, der einst Apps und mobiles Surfen populär gemacht hat.

Apple Watch stellt weiterhin Sinnfrage

Die Produkte der Reihe nach: Wichtigste neue Plattform war zweifelsfrei die Apple Watch, deren Verkauf (in den USA) vergangenen April gestartet war. Schon erste Rezensionen stellten die Frage, was Apple mit der Smartwatch eigentlich im Sinn hatte. Der Zweck eines solchen Gerätes war nach wie vor unklar. Für Fitness-Anwendungen gibt es günstigere und auch besser funktionierende Modelle der Konkurrenz. Die "Killer App", die Nutzer zum Kauf der Watch animieren soll, blieb aus.

Keine "Zukunft des Fernsehens"

Auch Apple TV, das als "Zukunft des Fernsehens" angepriesen wurde, ist alles andere als perfekt. Die TV-Box sei eine "Reihe von Fragezeichen, die auf eine Antwort warten", analysiert "The Verge". Natürlich spielt das Gerät in der Topliga solcher Modelle mit, doch ein "Must-Have" ist Apple TV auf keinen Fall. Das groß angekündigte Gaming-Feature lässt zu wünschen übrig, die Bedienung mit iPhone und Siri funktionierte zumindest zur Markteinführung alles andere als reibungslos.

iPad Pro mit Extra-Stylus

Mit dem iPad Pro will Apple gezielt Kunden ansprechen, die ihr Tablet beruflich nutzen. Mit einem Einstiegspreis von 779 Euro fallen Gelegenheitsnutzer als Zielgruppe ohnehin flach. Unverständlich bleibt, warum für den Stylus extra bezahlt werden muss. Außerdem sind zum Marktstart kaum Anwendungen vorhanden, die den Apple Pencil angenehm integrieren. Verwunderlich ist vor allem, dass Apple selbst keine derartigen Apps anbietet.

Apple Music sorgt für Kopfschmerzen

Zu viel, zu unausgegoren, zu beta: Auch Apples Streaming-Service "Apple Music" sorgte für Kopfschütteln. Zwar attestieren Techjournalisten dem Dienst ein enormes Potenzial, doch erschweren schlechte Designentscheidungen und eine Reihe von Bugs die Nutzung. Es wirkt fast so, als ob Apple Music zu schnell auf den Markt gebracht worden ist und noch einige Monate Beta-Testung verdient gehabt hätte.

Dasselbe gilt für eine ganze Reihe von Features: 3D-Touch, Live Photos und Apple News sind allesamt nett, aber nicht wirklich fertig. Warum beispielsweise Live Photos, die eine Art GIF aus mehreren Aufnahmen erstellen, dann eben nicht als GIF exportiert werden können, kann kaum nachvollzogen werden.

Nur ein Anschluss fürs Macbook

Zu guter Letzt gab es auch am Macbook einige Kritik: Mit einem einzigen Anschluss, der auf USB-C läuft, wollte Apple einen großen Sprung in die Zukunft machen. Doch Nutzer goutierten die Verknappung der Anschlüsse nicht wirklich. "Apples neuer Laptop ist ein großartiges Designstück, das an der Grenze zur Unbenutzbarkeit rangiert", schreibt "Gizmodo". Aus einer Beobachter- und "Early Adopter"-Perspektive also kein gutes Jahr für Apple. Allerdings ist eines klar: Mit einem Jahr des Beta-Testens hat der Konzern die Grundlage für eine rapide Weiterentwicklung geschaffen. Das Schicksal von Apple Watch, Music und Co wird sich erst 2016 entscheiden. (fsc, 29.12.2015)