Wien/Washington/Bern – Die Währungsmärkte haben 2015 wahre Erdbeben erlebt. In der Schweiz sitzt der sogenannte Frankenschock, ausgelöst durch die Aufhebung des Euro-Mindestkurses von 1,20 Franken im Jänner, noch immer tief. In den USA dürfte das Ende der jahrelangen Nullzinspolitik den Dollar weiter stützen.

Am 15. Jänner gab die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Bindung der Schweizer Nationalwährung an den Euro nach mehr als drei Jahren auf. In der Folge gewann der Franken gegenüber dem Euro massiv an Wert. Kurzfristig sackte die europäische Gemeinschaftswährung sogar unter die Parität von einen Franken ab. Aktuell kostet ein Euro 1,0850 Franken.

Exporte leiden

Die exportorientierte Schweizer Wirtschaft laboriert noch immer am Entscheid ihrer Notenbank, sind doch Schweizer Waren und Dienstleistungen im europäischen Ausland jetzt um zehn Prozent teurer. Deutlich mehr berappen müssen auch Schweiz-Urlauber aus der Eurozone, viele sind heuer ausgeblieben. Die Schweizer selbst wiederum kaufen weniger zu Hause ein, sie fahren lieber in die Nachbarstaaten Österreich oder Deutschland, weil es dort nun noch billiger ist.

Für das kommende Jahr rechnen die Experten von Raiffeisen Research mit einem Frankenkurs von 1,10 zum Euro. Maßnahmen der Notenbank sollten dies möglich machen. Die SNB dürfte bei ihrer Zweisäulenstrategie – negative Zinssätze und Interventionen der Notenbank zur Schwächung des Franken – bleiben. Erst im Dezember hat die SNB verkündet, den negativen Zinskorridor von –1,25 bis –0,25 Prozent beizubehalten. Bei Bedarf könnte das Zinsniveau weiter gesenkt werden.

Euro geht abwärts

Eine Anhebung der Zinsen stellte indes die US-Notenbank für 2016 in Aussicht. Am 16. Dezember 2015 hoben die US-Währungshüter den Leitzins erstmals seit Juni 2006 auf 0,25 bis 0,5 Prozent an. Seit Ende 2008, dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise, war der Schlüsselsatz zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld bei 0 bis 0,25 Prozent gelegen.

Der Euro geriet nach der Zinswende zum Dollar unter Druck. Im gesamten Jahresverlauf 2015 waren die Schwankungen aber stärker als im Dezember. Heute, Dienstag, wurde die europäische Gemeinschaftswährung mit 1,0970 US-Dollar gehandelt.

In den kommenden Quartalen dürfte der Euro zum Dollar weiter abwerten, erwartet Raiffeisen Research. Angesichts der bereits erfolgten Verluste der europäischen Gemeinschaftswährung dürfte dies aber deutlich weniger stark ausfallen als zwischen Mitte 2014 und Frühling 2015. Für Ende 2016 rechnet Raiffeisen mit einem Wechselkurs nahe Parität, also 1:1. Sogar ein zwischenzeitliches Unterschreiten sei möglich. (APA, 29.12.2015)