Wenn die Herausforderung zu klein ist, macht man sie sich eben größer. Ein Grundsatz, dem viele Spieler nicht erst seit der Erfindung von Screencasting-Software und Plattformen wie Twitch folgen. Dank diesen lassen sich die herausfordernden Experimente heute aber freilich viel einfacher öffentlich machen.

Mit null Kills durch das Wasteland

Naturgemäß gibt auch die offene, postapokalyptische Welt des Rollenspiels "Fallout 4" einiges Potenzial für Selbstversuche her. Einer der schwersten Herausforderungen hat sich nun der Youtuber Kyle Hinckley ("The Weirdist") mit Erfolg gestellt: Das Spiel am höchsten Schwierigkeitsgrad zu absolvieren, ohne einen einzigen Gegner zu töten.

Über 37 Youtube-Videos erstreckt sich sein Weg aus der Vault 111 durch das Wasteland bis zum Abspann. Was auf dem Weg durch den Untergrundbunker noch vergleichsweise einfach ist, gestaltet sich mit fortlaufender Handlung und gefährlicheren Gegnern zunehmend problematischer.

The Weirdist

Mehr und viel stärkere Gegner

Im Survival-Modus gibt es entgegen dem Namen keinerlei Mechanik, die den Spieler dazu zwingen würde, regelmäßig Nahrung und Flüssigkeit aufzunehmen. Allerdings sieht sich der Spieler deutlich mehr Feinden gegenüber, die härter austeilen und viel mehr Schaden nehmen. Wer sich kämpfend durchschlägt, muss daher mitunter auf seinen Munitionsvorrat aufpassen – ein Problem, das in niedrigeren Schwierigkeitsgraden selten auftritt.

Auch die Wirkung von explosiven Waffen wie Granaten fällt heftiger aus. Im Gegenzug stößt der Spieler dafür häufiger auf bessere Ausrüstungsgegenstände.

NPCs springen ein

Während Hinckley selber auf seinem mühevollen Durchmarsch keine Gegner ins Jenseits befördert hat, musste er dafür oft Wege finden, um sich die sprichwörtliche "Drecksarbeit" von computergesteuerten Charakteren abnehmen zu lassen, ohne allerdings Bugs in "Fallout 4" auszunutzen. "Gewaltfrei" war sein Abenteuer also beileibe nicht, ebenso musste er gelegentlich neu laden, weil er zu unvorsichtig vorgegangen und getötet worden war.

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Kritik: Mangel an friedlichen Lösungswegen

Nach dem Abschluss des "Zero Kills"-Projekts übt er nun auch Kritik am Spiel. Er bemängelt, dass frühere "Fallout"-Teile oft die Gelegenheit boten, Kämpfe zu vermeiden – beispielsweise durch geschickte Dialogführung. Der neueste Teil allerdings lasse dem Spieler oft keine andere Wahl, als Widersacher mit Waffengewalt zu bezwingen.

Postapokalyptisches Labor

Hinckley ist freilich nicht der Einzige, der das nuklear verseuchte Ödland auf ganz eigene Weise beackert. Ein anderer "Fallout"-Fan testete die technischen Grenzen des Spiels und inszenierte eine Schlacht zwischen 300 Soldaten der Brotherhood of Steel und 30.000 Deathclaws. Ein anderer erforschte ausgiebig die Unterwasserwelt des Spiels und kehrte von seinen nassen Ausflügen ziemlich enttäuscht zurück. (gpi, 30.12.2015)