Istanbul – Rund zweieinhalb Jahre nach den regierungskritischen Gezi-Protesten sind 35 türkische Fußballfans vom Vorwurf der Bildung einer terroristischen Vereinigung freigesprochen worden. Für weitere schwere Anklagepunkte wie versuchter Umsturz der Regierung und Verstoß gegen das Versammlungsgesetz sah das Istanbuler Gericht ebenfalls keine Beweise, wie die Nachrichtenagentur DHA am Dienstag berichtete.
Zwei Beschuldigte seien jedoch wegen des Besitzes von verbotenen Gegenständen zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden. Während der Gezi-Proteste im Sommer 2013 spielte der Beşiktaş-Fanclub "Carsi" eine wichtige Rolle. Viele Ultras nahmen an den Demonstrationen teil. Die Staatsanwaltschaft hatte den Fans vorgeworfen, die Demonstrationen als Vorwand zu nutzen, um die Regierung zu stürzen. Kritiker werteten den Prozess als politisch motiviert. Der "Carsi"- Fanclub ist in der Türkei über den Fußball hinaus für sein soziales Engagement bekannt.
Schwuler Referee bekommt Recht
In einer weiteren gerichtsanhängigen Sache wurde der türkische Fußball-Verband (TFF) wegen der Diskriminierung eines schwulen Schiedsrichters zu einer Geldstrafe von umgerechnet rund 7.200 Euro verurteilt. Die Summe muss die TFF als Schadenersatz an Halil Ibrahim Dinçdağ zahlen, der wegen seiner Homosexualität aus dem Verband ausgeschlossen worden war. Dinçdağs Anwalt hatte rund 35.000 Euro gefordert.
Der Fall ist bereits seit 2009 anhängig. Anschließend hatte Dinçdağ die TFF auf Schmerzensgeld und Schadenersatz verklagt. Damit wolle er in der konservativen Türkei auch ein Zeichen setzen und für die Gleichberechtigung von Lesben und Schwulen kämpfen, hatte er vor seinem langen Gang durch die Instanzen gesagt. (APA/sid, 29.12.2015)