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Michael Hayböck kam im zweiten Durchgang ein Riesensatz aus.

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Severin Freund hatte die Nase vorne.

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Oberstdorf – "Es war schade", sagte Heinz Kuttin im Schatten der Schattenbergschanze, und das war bemerkenswert. Denn Kuttin, Österreichs Cheftrainer, meinte nicht den Sieg, den sein Schützling Michael Hayböck um exakt drei Punkte verpasst hatte, Kuttin meinte den Bewerb ganz insgesamt. Dieser war am Ende zu einer Windlotterie geraten, in der eine indisponierte Jury nicht die Geduld hatte, da und dort ein wenig abzuwarten, um den Besten faire Bedingungen zu gewährleisten.

So kam es, dass der Deutsche Severin Freund (126/137,5 m) und Hayböck (130/139), nach dem ersten Durchgang auf den Plätzen fünf und sechs, von ebenso plötzlichem wie ordentlichem Aufwind profitierten.

Halbzeit-Beste ohne Chance

Der Aufwind verschwand so jäh, wie er gekommen war, und die verbliebenen vier Springer hatten keine Siegchance mehr. Der Norweger Anders Fannemel behielt immerhin seinen vierten Platz, der Salzburger Stefan Kraft (130/127,5) fiel vom dritten auf den siebenten Platz zurück, der Norweger Daniel Andre Tande vom zweiten auf den zehnten. Allein der Slowene Peter Prevc (129,5/130), zuletzt dreimal unschlagbar und zur Oberstdorf-Halbzeit in Führung, schaffte es als Dritter noch aufs Stockerl, von dem er sehr gequält lächelte. Kuttin sprach die Jury an und von einem "klaren Eingriff. Das sollte man künftig besser gestalten."

Die meisten der 25.500 Zuseher im Stadion hatten am Ende völlig die Übersicht verloren. Ob der Windverhältnisse wurde der Anlauf zunächst um drei Luken verkürzt, was Hayböck und Freund nicht zu bremsen vermochte, von dort weg wurde um sechs Luken verlängert, was Kraft und Co auch nicht groß half.

Selbst Freund, erster deutscher Oberstdorf-Sieger seit 2002 (Sven Hannawald), merkte an: "Man kann nicht alles für voll nehmen, was bei den letzten zehn Springern passiert ist. Für mich war es sicher einfacher zu springen." Der Oberösterreicher Hayböck, im Vorjahr in Oberstdorf und insgesamt Zweiter hinter Kraft, schloss sich an: "Mit tiefem Anlauf und günstigem Wind war ich auf der glücklichen Seite."

Schlierenzauer nicht im Finale

Auf der unglücklichen Seite, aber nicht des Windes wegen, war der Tiroler Gregor Schlierenzauer, der als insgesamt 31. und sechstbester K.o.-Verlierer das Finale verpasste. "Mehr als alles versuchen kann ich nicht", sagte der zweimalige Tourneesieger. "Natürlich ist es bitter, aber so ist das Leben." Auch Manuel Poppinger schied aus, blieb mit Manuel Fettner also nur ein dritter Österreicher in der Entscheidung. Er stieß vom 28. auf den 20. Platz vor, was am Resümee, dass Österreich wie vor einem Jahr auf Kraft und Hayböck zu setzen hat, auch nichts mehr änderte.

Titelverteidiger Kraft liegt bereits knapp 20 Punkte hinter Freund. Prevc, 7,3 Punkte zurück, wird von vielen immer noch als Topfavorit angesehen. Der Tross übersiedelt nach Garmisch-Partenkirchen, wo am Donnerstag eine Quali ansteht und gerutscht wird, ehe es heißt: neues Jahr, neues Spiel, neues Glück. (Fritz Neumann, 29.12.2015)