Wertvoller Fund: Ein geschliffenes Jadebeil aus Niederkappel.

Foto: APA/GERNOT KRONDORFER

Niederkappel/Wien – Das 4,7 Zentimeter lange und 2,7 Zentimeter breite Stück wurde nahe dem Ort Niederkappel im Bezirk Rohrbach (OÖ) auf einer Siedlungsfläche der Chamer Kultur (3.300 bis 2.700 vor unserer Zeitrechnung) gefunden. Ein Forscherteam der Universität Wien, des Universalmuseum Joanneum in Graz und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) hat den Fund nun analysiert und zugeordnet.

Demnach handelt es sich um Nephrit-Jade, die aus der heutigen Steiermark stammt. Das für die Holzbearbeitung geeignete Werkzeug war in der Jungsteinzeit ein äußerst wertvolles Objekt. Weil in Oberösterreich keine derartigen Vorkommen bekannt sind, war bald klar, dass es sich um ein Importstück handeln musste. Tatsächlich weise es eine sehr gute Übereinstimmung mit Funden in den Sedimentablagerungen der Mur in Graz auf, so die Forscher. Somit dürfte das Rohmaterial oder das fertige Beil seinen Weg aus der Steiermark nach Oberösterreich gefunden haben.

Rohstoffwanderungen wie diese liefern der Forschung und wertvolle Hinweise auf die damaligen Kontakte und Handelsbeziehungen unter den jeweiligen Regionen. Man nimmt an, dass es sich bei solchen Raritäten um besondere Prestige- oder Statusobjekte handelte, die auch über weite Entfernungen transportiert wurden.

Fast bis zum Ende des 19. Jahrhunderts waren keine europäischen Vorkommen von Nephrit bekannt, die hier vereinzelt aufgefundenen Beile gaben Rätsel auf. Man sprach sogar von steinzeitlichen Importen aus China. Denn die Portugiesen machten Ende des 16. Jahrhunderts in China Bekanntschaft mit Jade. Zu Beginn des selben Jahrhunderts hatten die Spanier den Stein in Mittelamerika durch die Azteken kennengelernt. Auf sie geht vermutlich auch der Name Jade zurück. (APA, red, 29.12.2015)