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Jacob Appelbaum sprach beim 32C3 über eine Kooperation zwischen Facebook und Tor

Foto: APA/EPA/Wagner

Es war für viele Besucher des Chaos Communication Congress (32c3) in Hamburg eine Überraschung. "Wir arbeiten mit Facebook zusammen", sagte der Tor-Programmierer und Journalist Jacob Appelbaum in einem Vortrag über das Anonymisierungsnetzwerk.

Die Initiative dafür ging von einem Facebook-Mitarbeiter aus, der 2014 mit https://facebookcorewwwi.onion ein Service startete, dass es erlaubt, Facebook mittels Tor-Browser zu nutzen. Etwa in Staaten, die den Zugang zu dem sozialen Netzwerk blockieren. In den folgenden Monaten wurde die Zusammenarbeit vertieft und Tor-Entwickler können nun kleine Teile der gigantischen Facebook-Infrastruktur, etwa für Tests, nutzen. Appelbaum betonte, dass er das "Stasibook" natürlich weiterhin kritisch sehe, aber die Initiative des Facebook-Mitarbeiters cool sei.

Anonymisierungsdienst

Tor – kurz für "The Onion Routing" – schützt Internetnutzer, indem es ihren Datenverkehr anonymisiert und so verhindert, dass dieser von Unbefugten mitgelesen und analysiert werden kann. Dazu werden die Datenströme verschlüsselt und auf zufälligen, wechselnden Routen über jeweils drei Server geleitet, von denen jeder nur seine unmittelbaren Vorgänger und Nachfolger kennt.

CCCen

Zensur umgehen

In den vergangenen Monaten wurde Tor von immer mehr Menschen genutzt. So ist die Zahl der Nutzer in Russland dramatisch gestiegen, nachdem die Regierung ihre Internet-Überwachung dramatisch verschärft hat. Auch in Bangladesch habe die Nutzung von Tor zugenommen, nachdem dort Facebook gesperrt wurde, hieß es in dem Vortrag, den Appelbaum mit Gründer Roger Dingledine, Entwickler Mike Perry, der neuen Geschäftsführerin Shari Steele und Alison Macrina vom Library Freedom Project hielt.

Aktivisten in Syrien

In ihrem Vortrag betonten die Tor-Programmierer auch, dass ihr Anonymisierungsnetz von Aktivisten in Syrien genutzt werde. Eine Antwort auf Vorwürfe, dass hauptsächlich Kriminelle Tor nutzen würden.

Zu den Nutzern von Tor zählen auch Journalisten oder Parteien. In Österreich etwa die Neos, deren Whistleblower-Plattform Secure Drop auf Tor aufbaut, um Menschen, "die Skandale aufdecken wollen, Sicherheit und Anoymität" zu bieten.

Messenger geplant

In der "State of the Onion" stellten die Tor-Entwickler auch ihre Pläne für 2016 vor. So soll der Tor-Browser schneller werden und die Arbeiten am Tor-Messenger "Ricochet" sollen zügig voranschreiten. Der Messenger verschlüsselt sämtliche Nachrichten und leitet sie durch das Anonymisierungsnetzwerk, wodurch eine Verfolgung des Gesprächs sehr schwer fällt. Ergänzend startet man ein sogenanntes "Bug Bounty Programm" – wer Softwarefehler in Tor findet und meldet soll belohnt werden. (sum, 30.12.2015)