Alois Molling am Schreibtisch, der Vater des Bildhauers Klaudius Molling, war als Offizier im 1. Weltkrieg an der Front zu Italien im Einsatz.

Foto: ORF/Interspot Film/Sammlung Familie Molling

Herlinde Molling und Klaudius Molling beim Grenzstein am Brenner-Pass.

Foto: ORF/Interspot Film/Bernhard Freindemetz

Wer Österreich wirklich regiert, wurde in der Flüchtlingskrise einmal mehr vor Augen geführt: die Landesfürsten. Der ORF nimmt offiziell das 100-jährige Republiksjubiläum im Jahr 2018 zum Anlass, sich in einer neunteiligen Universum History-Reihe mit der Geschichte der Bundesländer zu beschäftigen. Der Auftakt kann sich sehen lassen: Tirol – Geteilte Heimat macht Lust auf mehr.

Erzählt wird nicht etwa von 1363 weg, als die als "Maultasch" verunglimpfte Margarete von Tirol ihr Land in die Obhut der Habsburger legte. Nur kurz findet die an sich schillernde Figur Erwähnung. Über Landesheld Andreas Hofer schweigt sich die aufwendig in Szene gesetzte Doku gar aus. Der Volksaufstand von 1809 gegen Bayern und Franzosen bleibt das, was er nüchtern betrachtet wohl auch war: eine Fußnote der Geschichte.

Stattdessen nimmt die Doku ihren Ausgang im Jahr 1961. Das Künstlerehepaar Herlinde und Klaudius Molling passiert im offenen Cabrio den Brenner. Mit im Gepäck: ein Picknickkorb voll Sprengstoff. Die vermeintlichen Urlauber sind Mitglieder im Bfereiungsausschuss Südtirol, eine Untergrundorganisation, die mittels Sprengung von Strommasten die Wiederangliederung Südtirols erzwingen wollte; und später rechtsextrem unterwandert wurde.

Von da an geht es in Rück- und Vorblenden quer durch die Geschichte des geteilten Landes: Erster Weltkrieg, faschistische Unterdrückung Südtirols, der Ständestaat des Innsbruckers Schuschnigg, die zynische Optionslösung der Nazis, schließlich das Erreichen der Autonomie unter Kreisky. Mit Archivaufnahmen, Interviews und Spielfilmelementen gelingt ein rasantes Panorama über vier Tiroler Generationen. (Stefan Weiss, 30.12.2015)