Die chinesische Regierung verlängerte die Aufenthaltsgenehmigung von Ursula Gauthier nicht.

Foto: APA/AFP/GREG BAKER

Paris – Die Ausweisung der China-Korrespondentin des Magazins "L'Obs" aus Peking empört Frankreichs Medien. In einem Zeitungsbeitrag verurteilen die Verantwortlichen führender Zeitungen, Magazine und Agenturen am Mittwoch die "beleidigende Behandlung" der Journalistin Ursula Gauthier durch die chinesische Regierung.

Überdies werfen sie ihrer eigenen Regierung eine "Fußabtreter-Diplomatie" vor, weil sie sich nicht energisch für Gauthier eingesetzt habe. Peking verlängert die Aufenthaltsgenehmigung der Korrespondentin zum Jahreswechsel nicht. Mit der De-facto-Ausweisung reagierte die kommunistische Führung auf einen kritischen Artikel der Französin über die Lage in der Unruheprovinz Xinjiang, wo sich die muslimische Minderheit der Uiguren durch die Zentralregierung massiv unterdrückt sieht.

Fehlende Entschlossenheit "unverantwortlich"

Die Ausweisung passe in ein Muster der "Abschreckung" von Reportern, damit ausländische Medien nicht über die Lage der Uiguren berichteten. Auch in Tibet könnten Journalisten nicht frei arbeiten, weshalb niemand wisse, was sich dort genau zutrage, heißt es in dem von der Zeitung "Le Monde" und dem Magazin "L'Obs" veröffentlichten Artikel, der von insgesamt 40 verantwortlichen Redakteuren und früheren Korrespondenten unterzeichnet ist.

Das französische Außenministerium hatte auf die Ausweisung mit einer knappen Pressemitteilung reagiert, in der Pekings Entscheidung "bedauert" wird. Diese "Fußabtreter-Diplomatie" zeige, dass die französische Regierung der wirtschaftlichen Diplomatie "absoluten Vorrang gibt". Diese fehlende Entschlossenheit sei "unverantwortlich", weil das Stillhalten die Auslandskorrespondenten in Peking mehr als je zuvor der "Gnade" der chinesischen Behörden ausliefere, heißt es in dem Protestschreiben.

Zu den Unterzeichnern gehören der Auslandschef von "Le Monde", Christophe Ayad, "L'Obs"-Direktor Matthieu Croissandeau, "Libération"-Chef Laurent Joffrin und AFP-Redaktionsdirektorin Michèle Léridon. (APA/AFP, 30.12.2015)