Kiew – Ein Defekt der einzigen Stromleitung vom ukrainischen Festland zur Krim hat auf der von Russland annektierten Halbinsel zu erheblichen Versorgungsproblemen geführt. Die Regierung der Schwarzmeer-Region warf der Regierung in Kiew vor, den Sturz eines wichtigen Strommastes nicht verhindert zu haben. Die frühere Sowjetrepublik wies dies zurück.

Erst vor fünf Wochen hatten vermutlich Krimtataren und ukrainische Extremisten die Halbinsel durch Anschläge vom Netz abgeschnitten. Es sei unklar, ob der seinerzeit reparierte Mast durch eine Explosion oder durch starke Winde umgestürzt sei, sagte ein Behördensprecher am Donnerstag in Kiew.

Er kündigte eine schnellstmögliche Reparatur an. Die Führung der Krim forderte die etwa zwei Millionen Bewohner der Halbinsel mit Nachdruck zum Energiesparen auf. Allerdings sollten sich die Menschen die Feiern zum neuen Jahr nicht nehmen lassen.

Der Kreml kritisierte die Führung in Kiew indes scharf. Russland werde mit der Ukraine wohl keinen Vertrag zur Stromversorgung der Krim schließen, sagte der Sprecher von Präsident Wladimir Putin, Dmitri Peskow, am Freitag. Er verwies auf eine Umfrage eines russischen Instituts, derzufolge sich 93 Prozent der zwei Millionen Bewohner der Krim gegen ein von Kiew angestrebtes Abkommen ausgesprochen hätten.

Nach den Anschlägen von November hatte Moskau eine behelfsmäßige "Energiebrücke" vom russischen Festland eingerichtet. Zusammen mit der Eigenproduktion der Halbinsel, etwa durch Dieselgeneratoren, reicht dies aber nur für eine stundenweise Versorgung.

Russland und die Ukraine streiten derzeit auch über einen Handelspakt, den die Führung in Kiew mit der EU geschlossen hat, sowie über einen Kredit von drei Milliarden US-Dollar (rund 2,7 Mrd. Euro). Die Ukraine fordert von Russland bessere Bedingungen für eine Tilgung der Schulden. Moskau lehnt ab und will vor Gericht ziehen.. (APA, Reuters, 31.12.2015)