Bild nicht mehr verfügbar.

Apple ist das teuerste Unternehmen der Welt. Doch der Erfolgslauf könnte kommendes Jahr ins Stottern geraten.

Foto: AP

Die vergangenen Jahre liefen für Apple gut. Trotz kleinerer Rückschläge meldete der IT-Konzern aus Cupertino regelmäßig Rekordzahlen. Geräte wie das iPhone verkaufen sich seit langem wie warme Semmeln.

Doch dem erfolgsverwöhnten Unternehmen droht 2016 ein Ende des Erfolgslaufs. Dafür gibt es einige Anzeichen und Argumente, die Business Insider zusammenfasst.

Ausgangslage

Vor der Prognose empfiehlt sich freilich ein Blick auf die Ausgangslage. Apple ist derzeit rund 600 Milliarden Dollar wert. Die Kasse ist mit über 200 Milliarden Dollar gut gefüllt. Im letzten Quartal verzeichnete man einen Cashflow von 13,5 Milliarden Dollar. Im laufenden Quartal ist mit Umsätzen von 77 Milliarden Dollar zu rechnen. Selbst ein leichter Einbruch bei diesen Zahlen wäre für praktisch jedes andere Unternehmen die Erfüllung eines Wunschtraums.

Maue Aussichten für das iPhone-Geschäft

Es besteht auch wenig Zweifel, dass Apple auch in den kommenden Jahren wieder viele Millionen iPhones verkaufen wird. An der Börse wird der Konzern allerdings daran gemessen, wie stark er diese Performance zu steigern vermag. Und hier ist die Aussicht für 2016 laut Analysten nicht rosig.

Bei Morgan Stanley rechnet man zum Ende des Finanzjahrs 2016 mit sechs Prozent weniger iPhone-Absätzen. Die Angaben kommen von einer Expertin, die Apple bislang stets starke Zahlen prognostiziert hat. Auch andere Beobachter schrauben ihre Erwartungen zurück.

Smartphones als wichtigstes Standbein

Da Apple fast zwei Drittel seines Umsatzes durch den Verkauf seiner Smartphones lukriert, wäre eine Stagnation oder ein Rückgang ein ernstes Problem. Denn andere Produkte werden diese Entwicklung nicht ausgleichen können.

Die iPad-Verkäufe sind rückläufig, mit einer Erholung wird nicht gerechnet. Macs verkauften sich im letzten Quartal zwar etwas besser, tragen mit acht Prozent aber nur wenig zu den Gesamtumsätzen bei. Hinzu kommt die allgemein schwächelnde Entwicklung bei PC- und Notebook-Verkäufen. Ein großer Boom der Mac-Sparte ist nicht zu erwarten. Die Apple Watch ist neu und derweil noch ein in finanzieller Hinsicht unbedeutendes Produkt.

Insgesamt könnte Apple also eine negative Verkaufsentwicklung drohen, die auch die Aktie mitziehen wird. Untergangsprognosen sind deswegen natürlich weiter nicht angebracht.

Abkehr vom Perfektions-Dogma

Doch auch abseits der nackten Zahlen läuft nicht alles rund. Erst kürzlich wurde Apple dafür kritisiert, 2015 "unfertige" Produkte auf den Markt gebracht und damit die eigenen Standards unterlaufen zu haben. Die meisten Kritiken für die Apple Watch waren positiv, ohne aber große Begeisterung zu transportieren. Apple TV machte auch mehrere Tester den Eindruck, überhastet veröffentlicht worden zu sein. Und auch an Apple Music ließ längst nicht jeder ein gutes Haar.

Der unabhängige Analyst Ben Thompson fasste das Dilemma zusammen. Apples neue Produkte haben zu viele Features, die nicht immer gut funktionieren – was eigentlich dem Gegenteil der bisherigen und auch von Firmenchef Tim Cook mantrahaft beschworenen Apple-Philosophie entspricht. Und in manchen Bereichen, etwa bei Dienstleistungen oder Lösungen wie Siri, sei Apple "schlicht nicht gut". Egal ob Apple Music, Apple News, oder Apple Maps – für jede Lösung gibt es Konkurrenzprodukte, die allgemein als klar besser wahrgenommen werden.

Knackpunkt

Langfristig ergibt sich hier für Apple das größere Problem. Denn wenn das iPhone-Geschäft ins Stottern gerät, wird es für den Konzern umso wichtiger, Kunden mit seinen neuen Plattformen anzulocken und darauf mit seinen Dienstleistungen zu überzeugen. Ob der Konzern das kann, wird dementsprechend für ihn die zentrale Frage des kommenden Jahres. (gpi, 31.12.2015)