Papst Franziskus kritisiert die "Globalisierung der Teilnahmslosigkeit".

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Vatikanstadt – Papst Franziskus hat in seiner Neujahrspredigt dazu ermuntert, 2016 die Gleichgültigkeit zu überwinden, die jede Form von Solidarität verhindere. Er rief daher am Freitag im Petersdom zur Überwindung der "falschen Neutralität" auf.

Der Papst befasste sich in seiner Neujahrespredigt auch mit der Flüchtlingsfrage. Millionen von Menschen seien auf der Flucht vor Krieg, Hunger und Verfolgung. "Sie setzen ihr Leben aufs Spiel, damit ihre fundamentalen Rechte respektiert werden", so Franziskus in seiner Predigt. "Manchmal fragen wir uns, wie ist es möglich, dass die Arroganz des Stärksten den Schwächeren demütigt?", fragte der Papst. "Bis wann wird die menschliche Boshaftigkeit auf der Erde Gewalt und Hass verbreiten und unschuldige Lebensopfer erfordern?"

Hoffnung nicht aufgeben

Papst Franziskus hat am Freitag zugleich in seiner Botschaft zum Weltfriedenstag zu Neujahr alle Menschen guten Willens aufgerufen, trotz Kriege und terroristischer Aktionen mit ihren tragischen Folgen die Hoffnung auf eine bessere Welt nicht fallen zu lassen.

Als Thema für den Weltfriedenstag, den die katholische Kirche am 1. Jänner begeht, wählte Franziskus den Titel "Überwinde die Gleichgültigkeit und erringe den Frieden". Der Papst kritisierte in der Botschaft die fortschreitende "Globalisierung der Teilnahmslosigkeit" gegenüber dem Leid anderer. Diese nehme im privaten, gesellschaftlichen und staatlichen Bereich besorgniserregend zu. Diese Entwicklung bedrohe den Frieden in der Welt. Ihr müsse eine "Kultur der Solidarität und der Barmherzigkeit" entgegengesetzt werden.

"Dritter Weltkrieg in Raten"

Der Weltfriedenstag wurde von Papst Paul VI. 1968 ins Leben gerufen. Seither wenden sich die Oberhäupter der römisch-katholischen Kirche zu Jahresbeginn mit einer Friedensbotschaft an die Repräsentanten der Staaten und an "die Menschen guten Willens" in aller Welt.

Seine Botschaft zum Weltfriedenstag veröffentlichte Franziskus bereits Mitte Dezember. Darin betonte Jorge Mario Bergoglio, die gewaltsamen Konflikte hätten "das vergangene Jahr von Anfang an bis zu seinem Ende charakterisiert und sich in zahlreichen Regionen der Welt so vervielfältigt, dass sie die Züge dessen angenommen haben, was man einen 'Dritten Weltkrieg in Raten' nennen könnte". Und dennoch riefen manche Ereignisse dazu auf, "die Hoffnung auf die Fähigkeit des Menschen, mit Gottes Gnade das Böse zu überwinden, nicht zu verlieren", sagte der Papst. (APA, 1.1.2016)