Kabul – Ein Selbstmordattentäter hat am Freitag einen Anschlag auf ein Restaurant in der afghanische Hauptstadt Kabul verübt. Offiziellen Angaben zufolge wurden dabei ein zwölfjähriger Junge getötet und mehr als ein Dutzend Menschen verletzt. Die Taliban bekannten sich zu dem Angriff auf das bei Ausländern beliebte Lokal "Le Jardin".

Ein leitender Beamter des Polizeibezirks, Mohammad Jawed, sagte, man habe einen Angreifer festgenommen. Er habe eine Sprengstoffweste getragen und ein Kalaschnikow-Gewehr samt Munition und Handgranaten bei sich gehabt. Ob es weitere Angreifer gab, blieb zunächst unklar. Polizeibeamte durchsuchten das Gebäude, sagte Jawed.

Bei Ausländern beliebt

Das "Le Jardin" im Stadtviertel Taimany gehört dem ehemaligen Protokollchef des Präsidentenpalastes. Mit mehreren Stahltoren und Sicherheitsschleusen gilt es als sehr gut gesichert und als eines der wenigen Restaurants, die Ausländer noch besuchen können.

Die Sicherheit des Lokals war aufgerüstet worden, nachdem im Jänner 2014 Taliban-Kämpfer das von Ausländern viel besuchte Restaurant "La Taverna" im nahen Stadtteil Wazir Akbar Khan gestürmt und dort 20 Menschen erschossen hatten.

Die Taliban bekannten sich zu dem neuen Anschlag. Sprecher Sabiullah Mujahid ließ in zwei Twitter-Nachrichten verlauten, die Taliban hätten ein Restaurant "fremder Eindringlinge" angegriffen, in dem viele Ausländer lebten. Dem Restaurant ist ein kleines Gästehaus angeschlossen. Viele von ihnen seien getötet worden, es seien heftige Gefechte im Gange, so der Taliban-Sprecher. Opferangaben der Taliban sind oft überhöht.

Viele Restaurants

Taimany ist eine zentrale Wohngegend für ausländische Mitarbeiter von Nichtregierungsorganisationen, Medien und Firmen, aber auch für afghanische Familien. Die Gegend ist beliebt, weil sich dort auch viele Restaurants befinden.

Der Anschlag nun erfolgte wenige Tage nach dem Besuch von Pakistans mächtigem Armeechef Raheel Sharif in Kabul. Ziel der pakistanisch-afghanischen Gespräche ist ein von Islamabad vermittelter Friedensprozess zwischen der afghanischen Regierung und den Taliban. Die erste Runde soll am 11. Jänner unter Beteiligung von Vertretern der USA und Chinas stattfinden.

Der Überfall reiht sich ein in eine ganze Kette von Anschlägen in Afghanistan in den vergangenen Wochen. Am 9. Dezember hatten elf Taliban-Kämpfer den militärischen Teil des zweitgrößten Flughafens des Landes in Kandahar angegriffen. 50 afghanische Soldaten und Zivilisten wurden getötet. Nur drei Tage später griffen vier Taliban-Kämpfer die spanische Botschaft in Kabul an. Vier afghanische und zwei spanische Soldaten kamen ums Leben. Erst vor wenigen Tagen starb bei einem Autobombenanschlag nahe des amerikanischen Camps Sullivan am Kabuler Flughafen ein Mensch. Mehr als 30 Zivilisten wurden verletzt, darunter 20 Kinder.

Außerdem kämpfen die Taliban gegen afghanische Sicherheitskräfte und internationale Spezialkräfte um mehrere Bezirke in der wichtigen südafghanischen Provinz Helmand. Obwohl einige der Gefechte schon sechs Monate andauern, konnten die Aufständischen nicht zurückgeschlagen werden.

Wegen der verschlechterten Sicherheitslage hatte die NATO kürzlich beschlossen, 2016 in praktisch unveränderter Stärke von etwa 12.000 Soldaten in Afghanistan zu bleiben. (APA, dpa, 1.1.2016)