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Mansour Al-Turki, ein Sprecher des saudi-arabischen Innenministeriums, verkündete die Exekution von 47 Menschen.

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Der prominenteste war der Geistliche Scheich Nimr Baker al-Nimr.

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In Bahrein kam es wegen der Hinrichtung bereits zu Protesten.

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Frauen in Bahrein protestieren gegen die Hinrichtung.

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Proteste gab es auch in Srinagar, im von Indien kontrollierten Teil Kaschmirs.

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Bei Protesten gegen die Exekution eines schiitischen Geistlichen stürmten Demonstranten im Iran Saudi-Arabiens Botschaft.

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Riad/Teheran – Nur wenige Stunden hatte es gedauert, bis die Stimmung im Iran überkochte. In der Nacht von Samstag auf Sonntag stürmten dutzende Mitglieder der iranischen Bassij-Miliz die saudi-arabische Botschaft in Teheran, zerstörten Teile der Einrichtung und steckten einen Seitenflügel in Brand. Ihr Zorn richtete sich gegen die Vollstreckung des Todesurteils an einem schiitischen Geistlichen im mehrheitlich sunnitischen Saudi-Arabien.

Wenige Stunden später kündigte auch der religiöse Führer des Iran, Ayatollah Ali Khamenei, dem saudischen Königshaus eine "göttliche Strafe" an. Eine Verständigung der Rivalen – etwa in Bezug auf die Kriege in Syrien und im Jemen, wo Riad und Teheran je gegnerische Seiten unterstützen – scheint in noch weitere Ferne gerückt.

Der saudi-arabische schiitische Ayatollah Nimr Baqir al-Nimr war am Samstag zusammen mit 47 weiteren Männern, denen Riad "Terrorismus" zum Vorwurf machte, in einer Massenexekution getötet worden. Nimr hatte während einer Protestwelle, die im Zuge des Arabischen_Frühlings 2011 auch Saudi-Arabien erreichte, eine Protestbewegung unter jenen 15 bis 25 Prozent der saudi-arabischen Bevölkerung angeführt, die sich zum schiitischen Islam bekennt und vom streng sunnitischen Königshaus diskriminiert fühlt. Die Richter machten ihm zum Vorwurf, er habe schon zuvor eine Sezession der mehrheitlich schiitischen Gebiete im Nordosten des Landes zur Debatte gestellt. Seine Anhänger verwiesen hingegen darauf, dass al-Nimr zum gewaltlosen Widerstand aufgerufen habe.

Rohani kritisiert auch Angriff auf Botschaft

Zwar dürfte Irans Präsident Hassan Rohani am Sonntag via Twitter die Wogen etwas geglättet haben, indem er sowohl die Hinrichtung als auch den Angriff auf die saudi-arabische Botschaft verurteilte; doch dass die Hinrichtung die Spannungen steigen lässt, ist unbestritten. Nicht nur aus dem Iran, auch aus anderen mehrheitlich schiitischen Gebieten kam harte Kritik an Riad. Der irakische Großayatollah Ali al-Sistani, den die meisten irakischen Schiiten anerkennen, sprach von einer "Aggression" und von "tiefer Trauer". Iraks Premier Haidar al-Abadi verurteilte die Hinrichtung. Diese habe Konsequenzen auf "die Sicherheit und Stabilität in der Region".

Der saudi-arabische Botschafter im Irak, der erst vor wenigen Tagen – erstmals seit 1990 – sein Amt im Bagdad antrat, teilte mit, die diplomatischen Einrichtungen würden von der Polizei geschützt. Zahlreiche Demonstranten forderten allerdings, die Botschaft gleich wieder zu schließen.

Auch die libanesische Hisbollah verurteilte die Hinrichtung. Zudem gab es Meldungen über Proteste im mehrheitlich schiitischen – aber von einem sunnitischen Königshaus geführten – Bahrain. Im Nordosten Saudi-Arabiens wurden gleichfalls Proteste gemeldet. Nimr al-Nimrs Bruder Mohammed al-Nimr hatte zu Gewaltlosigkeit gemahnt.

"Interne Angelegenheiten"

Saudi-Arabien reagierte verärgert: Es handle sich bei der Kritik um einen Eingriff in "interne Angelegenheiten", Teheran sei verpflichtet, die Botschaft zu schützen. Ob ein jüngst ernannter Botschafter Saudi-Arabiens für den Iran nun sein Amt auch antreten kann, war ungewiss. Riad betont, dass gemeinsam mit Nimr dutzende Sunniten hingerichtet worden seien – als Mitglieder von Terrorgruppen wie Al-Kaida und des "Islamischen Staats" (IS).

Ein Sprecher der US-Regierung warnte, Riad riskiere, "die konfessionellen Spannungen in einer Zeit anzufachen, in der sie reduziert werden müssen". Ähnlich äußerte sich EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini. Aus Paris hieß es, man verurteile zutiefst "die Exekution der 47 Personen, darunter ein schiitischer Führer". Österreichs Außenminister Sebastian Kurz rief in Telefongesprächen mit den Außenministern Saudi-Arabiens und Irans zur Deeskalation auf und übte dabei allgemeine Kritik an der Todesstrafe. (APA, red, mesc, 3.11.2016)