Soll bei der Tournee nicht noch weiter gequält werden: Gregor Schlierenzauer.

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St. Johann im Pongau – Cheftrainer Heinz Kuttin hat gleichsam ein Einsehen gehabt mit Gregor Schlierenzauer. Der Kärntner "ersparte" dem Rekordgewinner im Weltcup eine weitere Enttäuschung und nahm ihn vor dem Tournee-Finale am Mittwoch in Bischofshofen aus dem Rennen. "Ich habe in unserem Gespräch gemerkt, dass es für ihn eine Qual ist", begründete Kuttin am Montag seine Entscheidung.

Schlierenzauer hatte am Sonntag auf seiner Heimschanze in Innsbruck wie bei den zwei Stationen zuvor eine Enttäuschung erlebt. Der fast 26-Jährige schaffte im Wettkampf die Wende zum Besseren nicht und verpasste einmal mehr das Finale. Nach für ihn bitterem Saisonverlauf hatte Schlierenzauer schon im Dezember eine Auszeit genommen und auf zwei Weltcup-Stationen verzichtet.

Diesmal wurde ihm die Pause vom Cheftrainer (und nach Rücksprache mit der Verbandsführung) verordnet. Wenn man sehe, wie akribisch Schlierenzauer arbeite, wie er den Anforderungen entsprechen wolle und wie er kämpfe, dann schmerze es zu sehen, "dass er es überhaupt nicht rüberbringt, wenn es Richtung Wettkampf geht", sagte Kuttin im Teamhotel in St. Johann/Alpendorf.

"Das tut weh, das zu sehen"

Die aktuelle Phase sei eine der schwierigsten in seiner Zeit als Trainer, sagte Kuttin. "Das tut weh, das zu sehen. Dem Trainerteam geht das schon an die Nieren." Man wolle Schlierenzauer in Bischofshofen nicht weiter quälen, er solle zwei Tage Pause machen. Nach der Tournee werde man über die Zukunft entscheiden. Hinsichtlich der nächsten Weltcup-Station in Willingen und der Skiflug-WM auf dem Kulm bedeute die Entscheidung aber nichts.

Anstelle des zweifachen Bischofshofen-Siegers (2007, 2013) erhält Thomas Diethart erstmals in dieser Saison eine Chance im Weltcup. Der Tournee-Gewinner von 2014 war wegen einer Formkrise infolge einer verschleppten Verletzung nicht für das nationale Kontingent (sechs Springer) für die Heimbewerbe nominiert worden, nun sprachen ihm die Coaches der Trainingsgruppe 2 einen Startplatz zu. Der Niederösterreicher hatte mit dem Sieg in Bischofshofen vor zwei Jahren seinen sensationellen Tournee-Triumph geschafft.

"Mir fallen keine Antworten mehr ein"

Für Schlierenzauer selbst, der eigentlich in Bischofshofen antreten wollte, war es schließlich eine Erleichterung. "Sie nehmen mir damit eine Last von den Schultern, die zuletzt immer größer geworden ist. Ich wollte die Tournee unbedingt durchspringen, aber es passt so ganz und gar nichts zusammen, und mir fallen auch keine Antworten mehr ein", schrieb er im Blog auf seiner Website.

Vieles habe er sich von dem Antreten auf seinen zwei Lieblingsschanzen in Garmisch und Innsbruck erhofft. "Ich hätte mir einen Schritt in die richtige Richtung gewünscht, leider war das Gegenteil der Fall." Nach dem schlechten Sprung auf dem Bergisel sei es schwer gewesen, die Enttäuschung in Worte zu fassen.

Stefan Kraft fühlte mit dem Kollegen mit. "Für Gregor ist es ganz, ganz schwer. Ich verstehe, dass er Ruhe braucht und sich sammelt. Aber er wäre ein sehr wichtiger Mann für uns." (APA, 4.1.2015)