Potsdam-Golm – Tumore sind auf der bläulich-schimmernden MRT-Aufnahme dadurch gekennzeichnet, dass sie heller dargestellt werden als gesundes Gewebe. Wird ein Tumor operativ entfernt, gilt es einerseits nicht zu viel wegzuschneiden und andererseits das kranke Gewebe komplett zu entfernen. Das Problem dabei: "Tumore breiten sich asymmetrisch aus", sagt Joachim Storsberg vom Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung (IAP) in Potsdam-Golm.

Nun wurden am IAP ein polymerbasierter Schnelltest entwickelt, der in einem Gewebeschnitt Tumorzellen visuell mit einem einfachen Mikroskop von gesunden Zellen unterscheidet.

"Untersuchungen haben gezeigt, dass auf Tumorzellen Rezeptoren sitzen, an denen bestimmte, speziell gezüchtete Antikörper anhaften – zum Beispiel Östrogen-Antikörper an Brust-Karzinomen. Mit Hilfe dieser 'Immundiagnostika' kann der Chirurg innerhalb weniger Minuten nachprüfen, ob das ganze kranke Gewebe entfernt wurde", erklärt Storsberg.

Test und Gegentest

Das Prinzip dahinter: "Einmal auf die Gewebeprobe gesetzt, machen sich die Antikörper eigenständig auf die Suche nach ihrem Gegenpart – die für sie typischen Rezeptoren", so der Experte. Nachdem der Chirurg die Antikörper auf die Gewebeprobe aufgetragen hat, gibt er eine farbige Wasserlösung hinzu, mit der einzelne Enzyme des Antikörpers oxidieren. Die Folge: Die Farbe der Lösung ändert sich an den kranken Gewebestellen.

"Je nach Tumorart können verschiedene Antikörper verwendet oder kombiniert werden", erklärt Storsbergs Kollege Christian Schmidt. Zur Sicherheit färbt ein Gegentest im nächsten Schritt die gesunden Zellen charakteristisch ein. Sobald beide Tests keine Tumorzellen mehr detektieren, kann der Chirurg davon ausgehen, dass alle kranken Zellen entfernt wurden. (red, 5.1.2015)