Seit Dezember steht die frühere Hypo-Zentrale in Klagenfurt ohne ihr Logo in der Landschaft. Die Heta ist nach dem Verkauf der Hypo-Balkanbanken mit den ersten Forderungen der Käufer konfrontiert.

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Wien – Pünktlich zum Einjahresjubiläum muss sich die Heta (vormals Hypo Alpe Adria) wieder mit dem Verkauf ihrer Balkantöchter beschäftigen. Die Südosteuropa Holding der Hypo wurde mitsamt ihren sechs Banken zu Weihnachten 2014 dem US-Fonds Advent und der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) zugeschlagen, finalisiert wurde der Deal im Juli 2015.

Und nun drohen die Verkaufsbedingungen schlagend zu werden. Jedenfalls machen die neuen Eigentümer der Hypo Group Alpe Adria AG (so heißt die Balkanbanken-Gruppe heute) rund um die luxemburgische Beteiligungsgesellschaft AI Lake S.a.r.l. ihre Gewährleistungs- und Freistellungsansprüche geltend. Kommen sie damit durch, könnte der Erlös der Heta auf 50 Mio. Euro schmelzen.

Es geht um die Schweizer-Franken-Kredite, die die Hypo in Kroatien und Montenegro vergeben hat und die von der Zwangskonvertierung bedroht sind. In Montenegro gilt ein derartiges Gesetz seit August, in Kroatien ist es beschlossen, aber (weil u. a. von österreichischen Banken bekämpft) noch nicht in Kraft.

Käufer melden Euro für Euro

In Anbetracht dessen hat Advent bei der Heta alle Schweizer-Franken-Forderungen angemeldet, die sie in den beiden Ländern noch hat. Das bestätigt ein Heta-Sprecher. Advent habe "Ansprüche in Bezug auf eingetretene bzw. erwartete Schäden in Montenegro und Kroatien geltend gemacht". Die Heta hat nun neben Anwälten Wirtschaftsprüfer beauftragt, zu klären, inwiefern die Forderungen von Advent und Co im Aktienkaufvertrag Deckung finden. Auch das wird von der Heta bestätigt, man prüfe die Ansprüche "in enger Abstimmung mit externen Beratern". Sie sollen auch eruieren, ob sich die Käufer auf Gesetze berufen können, die nach dem Verkaufsabschluss geltend geworden sind bzw. geltend werden.

Um wie viel Geld es bei den Krediten genau geht, gibt die Heta nicht bekannt – trotzdem ist schon klar, dass die Sache sehr teuer werden kann. Denn im Aktienkaufvertrag ist festgeschrieben, dass die Heta für Risiken von bis zu 1,8 Milliarden Euro geradestehen muss – für Fremdwährungsprobleme wurde eigens ein Betrag von 200 Millionen Euro reserviert.

Der Kaufpreis wird daher wohl an der unteren Grenze landen – also bei 50 Mio. Euro. Die sind im Aktienkaufvertrag zwischen Heta und Advent als Untergrenze fixiert. Die Obergrenze – 200 Millionen Euro – scheinen aus heutiger Sicht unerreichbar zu sein. Advent hat vor kurzem gegenüber der Presse Gespräche mit der Heta zum Konvertierungsthema bestätigt, ohne Zahlen zu nennen. Insgesamt wird das Frankenkreditvolumen der Hypo Group mit nominell rund 700 Mio. Euro beziffert.

Schuldennachlass

In Montenegro sitzt auch die Heta selbst auf faulen Krediten, die wurden schon vor dem Verkauf der Balkanbanken in die staatseigene Heta bugsiert. Rund 200 privaten Kunden hat die Heta vor kurzem angeboten, Kredite bis zu 250.000 Euro gegen eine Abschlagszahlung von 45 Prozent zu erlassen – in Summe geht es um rund 15 Mio. Euro und großteils um Frankenkredite. Fünf Prozent müssen die Kunden bis Ende März einzahlen, die restlichen 40 Prozent bis Ende Juni. Was die Heta als "bestmögliche Verwertungsalternative in diesem Markt" darstellt, könnte bald den Hypo-U-Ausschuss beschäftigen. Robert Lugar vom Team Stronach jedenfalls will das Thema im dritten Abschnitt des Ausschusses (Entscheidungen nach der Verstaatlichung) aufs Tapet bringen.

Laut Heta sind die Reaktionen der montenegrinischen Kunden positiv. Angeblich dient Montenegro als Testballon. Sollte die Sache mit dem Schuldennachlass dort klappen, könnte der auch in anderen Märkten wie Kroatien Anwendung finden. (Renate Graber, 7.1.2016)