Die prächtige Kreuther Kulisse für die alljährliche CSU-Inszenierung zu Jahresbeginn wird nicht nur vom weithin bekannten blassgelben Tagungsgebäude geprägt, sondern auch von unzähligen tief verschneiten Tannenbäumen. Auf einem ist es etwas eng geworden. Denn dort, auf der Spitze, sitzt jetzt die CSU-Führung.

Bis zum Jahresende 2015 hat ihr Chef, Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer, zwar auch nicht mit seiner Meinung hinterm Berg gehalten und deutlich erklärt, er wolle ein Limit bei den Flüchtlingen. Nun jedoch fordert die CSU von Kanzlerin Angela Merkel nicht mehr eine – theoretisch immer noch dehnbare – Obergrenze. Jetzt steht eine konkrete Zahl im Raum: 200.000 Flüchtlinge pro Jahr sollen nach Deutschland kommen dürfen, dann ist Schluss.

Wenn sich die Lage nicht ändert, wird Flüchtling Nummer 200.001 in den ersten Märztagen vor den Toren Deutschlands stehen. Was dann? Darauf gibt Seehofer zur Antwort, man werde das schon irgendwie hinbekommen.

Wie, das ist allerdings offen. Merkel gibt sich von seinen Zahlenspielen unbeeindruckt. Wenn er sich nicht als zahnloser Tiger lächerlich machen will, dann wird Seehofer aber irgendwann handeln und endlich die immer wieder geheimnisvoll angekündigte Notwehrmaßnahme ergreifen müssen. Oder er muss vorher wieder von seinem Tannenbaum runter und die Zahl von 200.000 im Tiefschnee begraben. Letzteres wäre wohl die bessere Lösung. (Birgit Baumann, 7.1.2016)