Addis Abeba – Bei Protesten im ostafrikanischen Äthiopien haben Sicherheitskräfte einer Menschenrechtsorganisation zufolge in den vergangenen zwei Monaten mindestens 140 Menschen getötet. Die Proteste in der Region Oromia rund um Addis Abeba richten sich primär gegen die Erweiterungspläne der Hauptstadt und deshalb drohende Enteignungen.
Zahlreiche Demonstranten seien verletzt worden, teilte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) am Freitag mit. Die äthiopische Regierung äußerte sich nicht zu den Angaben. Sie spricht bisher von fünf Toten.
Die Regierung habe Oromo-Anführer Bekele Gerba und andere Spitzenleute der Volksgruppe verhaftet, so HRW. Gerbas Aufenthaltsort sei unbekannt.
Landraub befürchtet
Die Proteste in der Oromia-Region hatten im November begonnen und sich auf mehr als hundert Orte ausgebreitet. Studenten gingen unter anderem in den Städten Haramaya, Jarso, Walliso und Robe auf die Straße, um gegen Pläne der Regierung zur Verstaatlichung von Land zu demonstrieren. Sie befürchten einen Landraub größeren Ausmaßes in der vom Oromo-Stamm besiedelten Region. Dies ist die größte ethnische Gruppe des Landes. Die Regierung spricht von Terrorismus und greift mit harter Hand durch.
"Durch die Behandlung von Oppositionspolitikern und friedlichen Demonstranten mit eiserner Faust verweigert die Regierung Äthiopiern die Möglichkeit, legitimen Beschwerden gewaltfrei Ausdruck zu verleihen", so HRW, Meinungsfreiheit und Opposition werden in Äthiopien unterdrückt. Die Regierungsparteien halten alle Parlamentssitze.
Die Region Oromia, die Addis Abeba einschließt, ist mit einer Bevölkerung von etwa 30 Millionen Menschen die größte der neun Bundesländer Äthiopiens. Oromia hat seine eigene Sprache, Oromo, während die Amtssprache Amharisch ist. (APA, 8.1.2016)