Die Reform des Kindergeldes ruft helle Begeisterung hervor, zumindest bei der Miterfinderin. Mit Superlativen sparte Sophie Karmasin nicht, als sie ihr Werk am Freitag präsentierte: Nichts Geringeres als einen "Meilenstein" will die Familienministerin gesetzt haben.

Die Lust an der Inszenierung geht immer wieder einmal mit Karmasin durch, doch aus der Luft gegriffen ist das Selbstlob nicht. Tatsächlich birgt die von der Regierung vereinbarte Reform gute Ideen. Das Kindergeldkonto macht das System einfacher, bietet Eltern zugleich mehr Spielraum. Anreize für Väter, den Müttern Kinderbetreuungsarbeit abzunehmen, sind ebenso geplant wie ein finanziell versüßter Papamonat – wenn auch ohne Rechtsanspruch.

Allerdings hätte sich Karmasin ruhig noch weiter vorwagen können. Die für Väter vorgeschriebene Minimalbetreuungszeit, um ein erhöhtes Kindergeld zu kassieren, sollte höher als nur auf 20 Prozent angehoben werden; der geplante Extrabonus von 1000 Euro allein wird keinen Männeransturm in die Karenz auslösen. Stärker gekürzt werden sollte dafür die maximale Bezugsdauer, denn lange Auszeiten katapultieren Frauen aus dem Arbeitsmarkt.

Vieles mehr fehlt noch zum Familientraumland, wie es Karmasin beschwört. Bessere Kinderbetreuung und familienfreundlichere Arbeitsbedingungen etwa – doch da stößt die Familienministerin rasch an Grenzen: Mangels Kompetenzen hat sie in entscheidenden Fragen wenig zu sagen. (Gerald John, 8.1.2016)