FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache gibt sich in seinen Videobotschaften schon jetzt gern präsidentiell. Sein Generalsekretär findet aber, dass er in der Hofburg nicht ideal eingesetzt wäre.

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Rechnungshof-Präsident Josef Moser wird von der FPÖ durchaus für einen geeigneten Kandidaten gehalten.

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Auch die von der ÖVP übergelaufene Ursula Stenzel wird als mögliche Kandidatin gehandelt.

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Wien – Die ganz großen Wahlerfolge konnten die Blauen bei Bundespräsidentenwahlen noch nicht erzielen. Das bisher beste Ergebnis fuhr 1980 der Diplomat Willfried Gredler ein. Er kam auf 16,9 Prozent. Damals gab es mit Rudolf Kirchschläger allerdings einen gemeinsamen Kandidaten von SPÖ und ÖVP. Auch Heide Schmidt kam bei ihrem ersten Antreten im Jahr 1992 – damals war sie noch in der FPÖ – nur auf 16,4 Prozent.

"Für die FPÖ ist die Bundespräsidentenwahl immer eine schwierige", sagt Politikanalyst Thomas Hofer. Viele Freiheitliche würden nicht wirklich an das Amt glauben, daher sei es schwer, die Wähler zu mobilisieren.

Strategisches Dilemma

Für Hofer steht die FPÖ daher vor einem strategischen Dilemma. Die Mobilisierung könne noch am ehesten funktionieren, wenn Parteichef Heinz-Christian Strache selbst in den Ring steigt. Er hätte aus Hofers Sicht gute Chancen, zumindest in die Stichwahl zu kommen, und könnte sich im Wahlkampf präsidentiell präsentieren. Sollte Strache allerdings nicht in die Stichwahl kommen, "dann wäre das die erste Schramme für ihn", so Hofer.

FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl hält von der Strache-Option aber ohnehin wenig. "Für mich ist das nicht vorstellbar", sagte er im STANDARD-Gespräch. "Strache wäre sicher ein guter Bundespräsident, er wäre aber ein noch viel besserer Bundeskanzler." Also Angst vor einem Sieg? "So würde ich das nicht formulieren. Aber die Frage ist, wo man realpolitisch mehr bewegen kann", meint Kickl.

Entscheidung verzögert sich

Eilig haben es die Blauen jedenfalls nicht. Entscheiden will man sich frühestens Ende Jänner. Vereinzelt gibt es laut Informationen des STANDARD auch Freiheitliche, die sich für eine Unterstützung von ÖVP-Mann Andreas Khol – immerhin seinerzeit Klubobmann unter Schwarz-Blau – aussprechen. "Wir halten uns alle Optionen offen", sagt Kickl dazu nur.

Oberösterreichs Landesparteichef Manfred Haimbuchner bezeichnet Khol als "respektable Persönlichkeit und politisches Schwergewicht". Jetzt wolle man aber erst mal abwarten, wie sich Khol bei den Fragen EU, Zuwanderung und Asyl positioniert. "Wir erwarten klare Aussagen und wollen wissen, ob er sich in die Willkommensklatscher einreiht", heißt es im Haimbuchner-Büro.

"Ablenkungsmanöver"

Auch Kickl bricht nicht in Begeisterungsstürme für Khol aus. Den am Montag vorgebrachten Vorschlag einer Wahlkampfkostenobergrenze von drei bis vier Millionen bezeichnet er als "Ablenkungsmanöver einer Partei, die nicht den stärksten Kandidaten hat". Schließlich habe sich die ÖVP schon bisher nicht an die gesetzliche Wahlkampfkostenobergrenze von sieben Millionen gehalten. Eine darüber hinausgehende Beschränkung wäre für Kickl ein "Eingriff in die Dispositionsfreiheit der Parteien". Er wäre aber dafür, dass die Kandidaten alle Spenden offenlegen.

Neuland würde man mit einem gemeinsamen schwarz-blauen Kandidaten allerdings nicht betreten. Bei der Wahl 1957 wurde der Chirurg Wolfgang Denk von ÖVP und FPÖ unterstützt – er unterlag nur knapp Adolf Schärf.

"Mit vielen Leuten im Gespräch"

Der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer geht allerdings bereits fix davon aus, dass die Blauen einen eigenen Kandidaten ins Rennen schicken werden. Noch immer genannt werden Rechnungshofpräsident Josef Moser und die frühere ÖVP-Abgeordnete Ursula Stenzel. Die beiden hielte zwar auch Kickl für geeignet, fügt aber hinzu: "Wir sind mit vielen Leuten im Gespräch."

Für Politikberater Thomas Hofer ist jedenfalls klar, dass außer Strache wohl kein anderer FPÖ-Kandidat eine Chance habe, in die Stichwahl zu kommen. Aber auch das spricht aus seiner Sicht nicht dafür, auf eine Kandidatur zu verzichten. "Man könnte versuchen, neben Strache eine zweite Marke aufzubauen."

Dieser Kandidat könne dann im Falle einer Regierungsbeteiligung jederzeit als Minister zum Zug kommen. Naheliegend wäre hier für Thomas Hofer sein Namenskollege Norbert Hofer. Der hat aber schon abgesagt, weil er sich mit 44 als zu jung für die Hofburg sieht. (Günther Oswald, 11.1.2016)