Wien/Belgrad – Ein seit März 2015 in Libyen festgehaltener Österreicher ist Mittwochmittag wohlbehalten in Wien gelandet. Das bestätigte das Wiener Außenministerium gegenüber der APA. Gemeinsam mit dem Österreicher war auch ein Serbe freigekommen. Beide waren nach ihrer Freilassung zunächst nach Malta gebracht worden, wie der maltesische Premier Joseph Muscat am Dienstagabend auf Twitter mitteilte.

Der Österreicher war nach Angaben des Außenministeriums im März von Sicherheitskräften der Regierung in Tripolis aufgrund "verschiedener Verdächtigungen" festgenommen worden. Diese ist anders als die "Konkurrenzregierung" in Tobruk international nicht anerkannt. "Uns ist nie kommuniziert worden, um welche Verdächtigungen es sich handelt", sagte Ministeriumssprecher Thomas Schnöll. Auch sei nie Anklage gegen den Mann erhoben worden. Österreich habe "diplomatischen Druck ausgeübt", um dessen Freilassung zu bewirken.

Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma

Laut maltesischen Medienberichten handelt es sich bei dem Mann um Alexander H., der in Libyen ebenso wie der Serbe Srdjan B. für die Sicherheitsfirma Argus Security gearbeitet hat. Die Firma mit Sitz in Zypern ist nach eigenen Angaben seit 2011 in Libyen für diplomatische Vertretungen und die Öl- und Gasindustrie sowie andere Unternehmen tätig.

Das Außenministerium wollte die Identität des Österreichers nicht bestätigen. Der Fall war bisher in der Öffentlichkeit nicht bekannt. Mindestens ein Fall um einen entführten Österreicher im Bürgerkriegsland Libyen ist noch ungeklärt: Der des ebenfalls im März von einem Ölfeld gekidnappten Dalibor S.

Der Freilassung dürften umfangreiche diplomatische Bemühungen mehrerer Staaten vorausgegangen sein. Die maltesische Regierung nannte bereits am Dienstagabend neben Österreich auch Serbien, Malta und Libyen als Beteiligte. In serbischen Medien war zudem von Vermittlungen von französischer Seite die Rede, die Ehefrau des Serben sprach gegenüber "Vecernje novosti" vom ungarischen Botschafter in Libyen als "Hauptvermittler".

Wie Vesna B. im Interview mit "Politika" erklärte, wurden ihr Mann, der Österreicher sowie zwei Jordanier im März 2015 zunächst lediglich für "Einvernahmen" von den Sicherheitsbehörden vorgeladen, danach jedoch nicht mehr freigelassen. Die beiden Jordanier seien bereits Mitte des Vorjahres aufgrund von Bemühungen ihrer Regierung aus der Haft entlassen worden. Argus habe zudem einen lokalen Anwalt engagiert, der sich für die Freilassung der Mitarbeiter eingesetzt habe.

Zeuge im Mordprozess

Srdjan B. ist in Serbien übrigens kein Unbekannter. Als früheres Mitglieder der Sonderpolizei-Einheit "Rote Barette", dessen stellvertretender Chef 2003 den pro-westlichen Premier Zoran Djindjic ermordete, war B. auch Zeuge im Prozess gegen Djindjics Mörder. Die politischen Drahtzieher sind bis heute unbekannt. Djindjic war zu Lebzeiten ein erbitterter Gegner des heutigen Premiers und damaligen Ultranationalisten Aleksandar Vucic. In serbischen Medien wurde daher am Mittwoch auch gemutmaßt, die serbische Regierung habe sich nicht sonderlich um B.s Freilassung bemüht.

In Libyen herrscht seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 Chaos. Das nordafrikanische Land wird von Dutzenden bewaffneten Milizen beherrscht, die neben den zwei rivalisierenden Regierungen und Parlamenten um die Macht ringen. Islamisten wie die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) nützen die Krise für ihre Ziele aus. (APA, 13.1.2016)