Jakarta/Wien – Die radikalislamische Terrormiliz "Islamischer Staat" hat ihre Drohung gegen Indonesien wahr gemacht und in Jakarta bei ihrem ersten Anschlag in dem Land mehrere Menschen getötet. Bei dem Angriff mit Gewehren und Bomben auf ein Starbucks-Café im Zentrum der Hauptstadt kamen laut Polizei mindestens sieben Menschen ums Leben – fünf von ihnen waren Extremisten. Auch ein Österreicher wurde leicht verletzt.

"Kämpfer des Islamischen Staates haben an diesem Morgen einen bewaffneten Angriff verübt, der auf Ausländer und die Sicherheitskräfte zielte, die sie in der indonesischen Hauptstadt schützen sollten", meldete die Nachrichtenagentur Amaq, die dem IS nahesteht. Dieser hatte nach Polizeiangaben gedroht, er werde das Land mit der weltweit größten muslimischen Bevölkerung ins Visier nehmen.

"Der IS steckt definitiv hinter diesem Angriff", sagte der Polizeichef der Zehn-Millionen-Einwohner-Stadt, Tito Karnavian. Der IS-Kämpfer Bahrun Naim, der in Syrien vermutet werde, habe den Anschlag seit längerem geplant. "Er steckt hinter diesem Angriff." Ausländer seien nicht unter den Tätern.

Unter den Toten waren nach Polizeiangaben ein Kanadier und ein Polizist. Anfangs hatte es geheißen, drei Polizisten und drei Zivilisten seien getötet worden. 20 Menschen seien verletzt worden, teilte die Polizei später mit. Auch ein Österreicher wurde laut Außenministerium leicht verletzt. Zwei Angreifer seien lebend gefasst worden.

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Polizisten im Einsatz in Jakartas Thamrin Road.
Foto: REUTERS/Beawiharta

Am Vormittag hatten die Angreifer einen Sprengsatz vor dem Café gezündet. Als die Menschen auf die Straße rannten, schossen die Extremisten auf sie. Die Polizei raste binnen Minuten mit gepanzerten Fahrzeugen zum Tatort, hunderte Sicherheitskräfte waren im Einsatz. Scharfschützen postierten sich auf den Nachbarhäusern, Hubschrauber kreisten über dem Zentrum. Drei Stunden lang lieferten sich die Attentäter eine Schießerei mit der Polizei. Dann sprengten sie sich in die Luft. Insgesamt seien mindestens sechs Bomben gezündet worden, teilte die Polizei mit. Zeitgleich wurde eine nahe gelegene Polizeiwache mit einem Sprengsatz angegriffen.

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Lokale Medien berichteten von mehreren Explosionen in Jakarta.
Foto: AP / Christian Hubel

Präsident Joko Widodo verkürzte eine Reise nach Java und kehrte in die Hauptstadt zurück. Er rief seine Landsleute, die überwiegend einem gemäßigten Islam anhängen, auf, nicht über die Täter zu spekulieren. "Wir dürfen keine Angst haben, wir dürfen uns von Terrorakten wie diesem nicht bezwingen lassen", sagte er im Fernsehen.

Der IS ist vor allem in Syrien und dem Irak aktiv und wird auch für den Anschlag in Istanbul verantwortlich gemacht, bei dem am Dienstag zehn Deutsche getötet wurden. In Indonesien hatte der IS – anders als andere muslimische Extremisten – bisher keine Anschläge verübt. "Wir haben vorher eine Drohung des Islamischen Staates erhalten, dass er Indonesien ins Visier nimmt", sagte ein Sprecher der Polizei in Jakarta.

Die Hauptstadt war zuletzt im Juli 2009 Schauplatz schwerer Anschläge gewesen. Damals waren Bomben in zwei Hotels explodiert. 2002 waren bei einem Attentat auf der Ferieninsel Bali 202 Menschen ums Leben gekommen, die meisten von ihnen Urlauber. Dafür wurde die islamistische Organisation Jemaah Islamiyah verantwortlich gemacht, der Verbindungen zu Al-Kaida nachgesagt wurden.

Seither sind die indonesischen Sicherheitskräfte massiv gegen radikale Muslime vorgegangen. Doch in jüngster Zeit wuchs die Sorge, dass Anhänger und Rückkehrer des IS zuschlagen könnten. In Jakarta verschärfte die Polizei nun die Sicherheitsmaßnahmen.

Das Skyline-Building in Jakarta, in dem sich auch die angegriffene Starbucks-Filiale befindet.
Foto: AFP PHOTO / ROMEO GACAD

Auch das Nachbarland Malaysia erhöhte nach den Vorfällen in Jakarta die Sicherheitsvorkehrungen an öffentlichen Plätze und an der Grenze. Im Land herrsche nun die höchste Sicherheitsstufe, teilte die Polizei mit. (APA, Reuters, red, 14.1.2016)