Das ausgeatmete CO2 vergiftet die wenige vorhandene Luft unter einer Lawine.

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Mehrere Faktoren tragen dazu bei, dass vollständig unter einer Lawine begrabene Menschen relativ schnell den Erstickungstod sterben: Schnee und Eis verstopfen die Atemwege, der Schnee lastet schwer auf Brustkorb und Lunge, durch den feuchten Atem bildet sich eine Eismaske um den Mund. "Und selbst wenn der Verschüttete atmen kann: das ausgeatmete CO2 vergiftet die wenige im Schnee vorhandene Luft", erklärt Forscher Giacomo Strapazzon, vom Institut für Alpine Notfallmedizin der Europäischen Akademie Bozen (EURAC).

Wie die Zeitspanne verlängert werden kann, in der Verschüttete noch genügend Luft bekommen, untersucht das EURAC mit einem Team italienischer Experten derzeit in einer experimentellen Studie im Aostatal. Dabei wird ein Atmungsgerät erprobt, das die Vergiftung mit CO2 verhindern soll. Das Atmungsgerät AIRSAFE der italienischen Firma Ferrino will genau das tun. Es handelt sich um ein Schlauchsystem mit Mundstück, das von einem Schultergurt gehalten wird: Durch eine Art Schnorchel atmet der Verschüttete Luft aus dem Schnee vor ihm ein; die ausgeatmete, CO2-reiche Luft wird hinter den Körper geleitet. So soll die im Schnee vorhandene Luft – etwa 60% des Volumens – bestmöglich ausgenutzt werden.

Experiment auf 2.500 Meter Höhe

Wie gut das Gerät funktioniert, prüfen Forscher der EURAC, des Bergmedizin-Zentrums des Sanitätsbetriebs des Aostatals, des CNR (Consiglio Nazionale delle Ricerche, Nationaler Forschungsrat) Mailand und der Universität Padua noch bis 20. Januar auf 2500 Meter Höhe in Cervinia (Aostatal) an zwölf Freiwilligen. Die liegend im Schnee eingegrabenen Studienteilnehmer atmen dabei einmal in einen kleinen Hohlraum vor ihrem Mund, einmal durch das Mundstück des Atmungsgeräts.

Bei den Versuchen wollen die Wissenschaftler auch eine Vielzahl von Daten zur bisher wenig erforschten Atmung nach einer Lawinenverschüttung gewinnen, um besonders das Zusammenwirken von Atmung, Unterkühlung und Schneedichte eingehender zu analysieren. (idw, red, 15.01.2016)